Auch sonst unterschied sich das Verhalten von bei Straßenlaternen lebenden Vögeln von dem aus den dunklen Gebieten. Das zeigte eine Untersuchung einer Blaumeisenkolonie über sieben Brutsaisonen hinweg. So legten die Weibchen bis zu anderthalb Tage früher ihre Eier, und die Männchen neigten stärker zum Fremdgehen ? sie zeugten fast doppelt so viele Nachkommen mit fremden Weibchen. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei sehr jungen Männchen, die sonst kaum außerhalb ihrer Partnerschaft zum Zuge kommen, berichten die Wissenschaftler.
Auch wenn bislang nichts über die Folgen dieser Entwicklung bekannt ist, halten die Forscher sie aus mehreren Gründen für bedenklich: So gilt frühes morgendliches Singen beispielsweise eigentlich als typisches Merkmal von Männchen mit sehr guten Genen, die fit und robust sind und mit wenig Schlaf auskommen ? optimalen Partnern also. Begännen jetzt jedoch auch andere, weniger gesunde Tiere sehr früh mit ihrem Morgenlied, seien die Weibchen versucht, sich auch mit diesen zu paaren. Die Konsequenz sei dann möglicherweise weniger robuster Nachwuchs, der anfälliger für Krankheiten oder weniger durchsetzungsstark ist. Ähnliches gelte für die vorgezogene Eiablage, erklären die Ornithologen: Normalerweise brüten die Weibchen so, dass ihre Jungen dann schlüpfen, wenn es ausreichend Futter gibt. Verschiebt sich der Brutzeitpunkt jedoch, ist die Versorgung möglicherweise nicht mehr optimal, und der Nachwuchs bleibt schwach. Ob die Lichtverschmutzung tatsächlich diese Auswirkungen hat, wollen sie als nächstes untersuchen.