Die Biologen fanden zudem einen ungewöhnlich hohen Anteil an Zapfen unter den Lichtsinneszellen der Sandgräber. Mit zehn Prozent liegt er sogar deutlich höher als bei nachtaktiven Nagern wie Ratte und Maus, die einen Zapfenanteil von ein bis drei Prozent besitzen. Dafür ist die Dichte des zweiten Typs von Lichtsinneszellen, den für das Sehen bei schwachem Licht zuständigen so genannten Stäbchen, bei den Mullen nur etwa ein Viertel so hoch wie bei Mäusen und damit vergleichsweise gering. Auch die Verteilung der verschiedenen Zapfentypen in der Mull-Netzhaut erwies sich bei näherer Untersuchung als äußerst ungewöhnlich: Während die meisten Säugeraugen 90 Prozent grünempfindliche Zapfen haben und nur 10 Prozent blauempfindliche, ist dieses Verhältnis bei den afrikanischen Mullen genau umgekehrt.
Solche Besonderheiten erklären Biologen gewöhnlich als Anpassungen an eine spezielle Umgebung. Da nutzlose Strukturen unnötige Energie kosten würden, gibt es sie in der Natur gewöhnlich nicht. Die Netzhauteigenschaften der Mulle stellen jetzt jedoch die These in Frage, dass sich Augen beim Leben in Dunkelheit zurückbilden. In weiteren Verhaltensversuchen und Freilandstudien wollen die Forscher versuchen zu verstehen, welchen Nutzen die Mulle von ihren Augen haben – etwa, ob sie ihren dunklen Lebensraum vielleicht doch hin und wieder verlassen.
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