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Vögel: UV-Sicht als Vorteil?

Erde|Umwelt

Vögel: UV-Sicht als Vorteil?
Wald
UV-Sicht erleichtert Vögeln offenbar die Orientierung im Blätter-Wirrwarr. (Bild: Cynthia Tedore)

Viele Vogelarten sind in Wäldern heimisch. Doch wie orientieren sich die Tiere in solchen unübersichtlichen, blätterreichen Lebensräumen? Wie Forscher nun herausgefunden haben, könnte die Fähigkeit zur UV-Sicht eine bedeutende Rolle dabei spielen. Denn im Bereich des ultravioletten Lichts kommen Kontraste von Blattstrukturen besonders gut zur Geltung. Vögel mit UV-Sicht können sich demnach wahrscheinlich leichter in komplexen Waldumgebungen zurechtfinden, so das Fazit des Teams.

Was Tiere mit ihren Augen wahrnehmen, unterscheidet sich oft deutlich von unserer eigenen Sicht auf die Welt. So ist zum Beispiel bekannt, dass viele Lebewesen neben dem für Menschen sichtbaren Lichtspektrum auch Licht aus dem ultravioletten Bereich sehen können. Viele Insekten erkennen etwa UV-Markierungen auf Blüten, die ihnen den Weg zu Nektar und Pollen weisen – und manchen Vogelspezies helfen spezifische UV-Muster dabei, ihre eigenen Eier von artfremden Gelegen zu unterscheiden. Wie wichtig die UV-Sicht im Alltag von Vögeln allerdings insgesamt ist, ist bisher erst in Teilen verstanden. Macht ultraviolettes Licht zum Beispiel den Unterschied, wenn es darum geht, sich in komplexen Lebensräumen wie Wäldern zu orientieren?

„Über die Nützlichkeit der UV-Sicht für solche Zwecke wissen wir bisher wenig“, konstatieren Cynthia Tedore und Dan-Eric Nilsson von der Universität Lund in Schweden. Um dies zu ändern, haben die beiden Forscher Wälder in Schweden und Australien nun gewissermaßen mit den Augen von Vögeln betrachtet. Mithilfe einer Multispektralkamera nahmen sie dabei Bilder in unterschiedlichen Wellenlängen auf und ahmten auf diese Weise nach, was Vögel sehen würden – sowohl mit als auch ohne die Fähigkeit zur UV-Sicht. „Diese Technik kompensierte unsere eigene Blindheit für ultraviolettes Licht und erlaubte uns, den Nutzen von Photorezeptor-Kanälen für das UV-Spektrum zu quantifizieren“, schreibt das Team.

Mit den Augen von Vögeln

Das Ergebnis: Vögel mit UV-Sicht nehmen den Kontrast zwischen der Ober- und Unterseite von Blättern deutlich stärker wahr. Auf diese Weise können sie die Position und Ausrichtung der Blätter besser erkennen und sich somit womöglich besser orientieren, wie die Wissenschaftler berichten. Zwar reflektieren beide Blattflächen nur einen geringen und nahezu gleich großen Anteil des einfallenden ultravioletten Lichts. Der Effekt lässt sich aber dadurch erklären, dass die Oberseite der Blätter in der Regel mehr Licht trifft und außerdem weniger als 0,06 Prozent des einfallenden UV-Lichts durch das Blatt hindurchgelangt.

Optische Modellsimulationen zeigten zudem, dass spiegelartige Reflexionen von der wachsartigen Cuticula des Blattes eine bedeutende Rolle für seine scheinbare Farbe und den wahrgenommenen Kontrast spielen. Dieser Effekt ist dabei abhängig von der jeweiligen Umgebung: Bei offenem Blätterdach mit freier Sicht auf den Himmel wird der Blattkontrast im Bereich des kurzwelligen UV-Lichts besonders deutlich. Längere UV-Wellenlängen holen dagegen unter geschlossenen Blätterdächern das Maximum an Kontrast heraus, wie die Forscher herausfanden.

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Erleichterte Orientierung

Die Wissenschaftler gehen aufgrund ihrer Ergebnisse nun davon aus, dass das UV-Sehen Vögeln das Navigieren durch komplexe, blätterreiche Lebensräume deutlich erleichtert. Zudem könnte diese Fähigkeit den Tieren dabei helfen, bestimmte Blattoberflächen zu finden – und damit beispielsweise geeignete Orte für die Nahrungssuche oder die Eiablage. „Frühere Studien haben bereits untersucht, in welchen Spektren Tiere Farben in stark bewachsenen Umgebungen am besten unterscheiden können. Erst unser neuer methodischer Ansatz ermöglichte es jedoch, die wichtige Bedeutung der UV-Sicht zu entdecken“, konstatieren Tedore und Nilsson.

Quelle: Cynthia Tedore & Dan-Eric Nilsson (Universität Lund, Schweden), Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-018-08142-5

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