Das Wanderverhalten von Zugvögeln hat sich ganz unterschiedlich an die globale Erwärmung angepasst: Vögel, die sehr weite Strecken zurücklegen, fliegen deutlich früher in Richtung ihres Winterquartiers los. Kurzstreckenflieger haben dagegen den Zeitpunkt ihres herbstlichen Vogelzugs nur um einige Tage nach hinten verschoben. Das berichten Schweizer Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences “ (Vorabveröffentlichung vom 28. Mai). Die Klimaerwärmung hat daher nur auf Vögel, die kurze Distanzen reisen, einen positiven Einfluss: Ihre Brutzeit ist leicht verlängert.
Flugdaten von insgesamt knapp 350.000 Zugvögeln standen Lukas Jenni vom Ornithologischen Institut in Sempach (Schweiz) und seinem Team zur Verfügung ? gesammelt auf dem 1.920 Meter hohen Pass Col de Bretolet in der Zeit zwischen 1958 und 1999. Nach diesen Beobachtungen starten Vögel, die den Winter in der Sahara verbringen, wie der Trauerschnäpper oder die Gartengrasmücke ihren Herbstzug in den Süden bereits eine Woche früher als noch vor wenigen Jahren. Ihre Brutzeit ist entsprechend verkürzt. Diese Vögel sind damit gegenüber anderen Arten wie Staren oder Lerchen benachteiligt, die den Winter im Süden Europas oder in Nordafrika verbringen und seit einiger Zeit erst sieben bis neun Tage später losfliegen. Deren Reproduktionsrate und damit die Zahl ihrer Nachkommen ist merklich erhöht.
Globale Erwärmung könnte nach diesen Erkenntnissen eine ernste Bedrohung für einige Langstreckenflieger sein, vermutet Jenni. Der jüngst beobachtete Rückgang von manchen der entsprechenden Vogelarten in Europa ließe sich somit unter anderem auf die Klimaveränderung zurückführen.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann
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