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Von den Eltern getrennte Dino-Jugend

Erde|Umwelt

Von den Eltern getrennte Dino-Jugend
BU: Künsterische Darstellung des jungen Diplodocus "Andrew" neben einem Erwachsenen. (Credit: Andrey Atuchin)

Auch Riesen fangen mal klein an – das verdeutlicht nun der kleinste bisher entdeckte Schädel eines Diplodocus-Dinosauriers. Die Merkmale des Fossils geben interessante Hinweise darauf, wie die Jungtiere dieser langhalsigen Giganten vor etwa 150 Millionen Jahren lebten. Es zeichnet sich ab, dass sie nicht etwa zwischen den Beinen ihrer Eltern herumliefen und von ihnen betreut wurden, sondern getrennt von den Herden der Erwachsenen im Wald aufwuchsen.

Sie gehörten zu den Riesen unter den Riesen: Einige Diplodocus-Arten erreichten eine Länge von 27 Metern und ein Gewicht von 16 Tonnen. Es handelte sich um Vertreter der Gruppe der sogenannten Sauropoden, die ein charakteristischer Körperbau auszeichnete: Sie besaßen einen massigen Körper, der auf vier säulenartigen Beine ruhte, einen peitschenartigen Schwanz sowie einen langen Hals, an dem ein vergleichsweise kleiner Kopf saß. Vermutlich lebten die Diplodocus-Dinosaurier in Herden und verspeisten in offenen Landschaften wachsenden Pflanzen.

Der kleinste bekannte Diplodocus-Schädel

Wie aus Funden bekannt ist, schlüpften die Jungtiere von Diplodocus und Co aus Eiern. Bisher ist allerdings unklar, wie sie sich dann körperlich entwickelten und wie sie ihre Jugend verbrachten. Von anderen Dinosauriergruppen ist bekannt, dass sie Brutpflege betrieben – im Fall der Sauropoden ist dies allerdings fraglich. Licht auf die Anatomie und Lebensweise der jungen Diplodocus-Dinosaurier wirft nun ein Fossil, das Paläontologen in einer Fundstätte im US-Bundestaat Montana entdeckt haben. Mit einer Länge von nur 24 Zentimetern handelt es sich um den kleinsten bekannten Schädel eines Vertreters dieser Dinosaurierfamilie. Er gehörte einem Jungtier, dem die Forscher den Spitznamen „Andrew“ gegeben haben.

Wie die Forscher um Cary Woodruf von der University of Toronto berichten, offenbart der Schädel nun interessante neue Aspekte über die körperliche Entwicklung der Riesen des Jura-Zeitalters. Vergleiche des Fossils mit Schädeln erwachsener Exemplare zeigten: Die Jungtiere waren nicht einfach nur kleine Versionen ihrer Eltern, sondern besaßen auffällige anatomische Besonderheiten. Wie die Paläontologen erklären, lassen die Merkmale des juvenilen Schädels nun auch Rückschlüsse über die Lebensweise in der Entwicklungsphase der Tiere zu.

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Eine Jugend im Schutz der Wälder

Die kurze, schmale Schnauze deutet demnach darauf hin, dass sich die Jungtiere von einer vergleichsweise großen Vielfalt an Pflanzenmaterialien ernährt haben. Für die Erwachsenen gilt das nicht: Ihre breiten und eckigen Schnauzen und die Merkmale der Zähne legen eine spezialisierte Ernährungsweise nahe, erklären die Wissenschaftler. Woodruf und seinen Kollegen zufolge zeichnet damit letztlich sich ab, dass die Jugendlichen der Diplodocus-Dinosaurier vermutlich in Gruppen in Wäldern gelebt haben, wo sie unterschiedliche Pflanzen als Nahrung nutzten. Die Herden der erwachsenen Tiere stapften dagegen durch eher offene Lebensräume, in denen sie eine spezielle Kost verspeisten.

Eine elterliche Fürsorge, wie sie bei einigen Dinosaurierarten belegt ist, gab es demnach bei den Diplodocus-Dinosaurier offenbar nicht. Dennoch könnten die erwachsenen Tiere durch die Trennung ihren Nachwuchs letztlich beschützt haben – und zwar vor sich selbst. Angesichts der extremen Größenunterschiede könnte sie die Kleinen davor bewahrt haben, zertrampelt zu werden, sagen die Forscher. Das Unterholz der Wälder bewahrte die Jungtiere wahrscheinlich zudem vor dem Zugriff der Räubern. Dort wuchsen sie dann bis zu einer gewissen Körpergröße heran und entwickelten schließlich auch Verteidigungsfähigkeiten. Irgendwann konnten sie so ihre Jugendphase beenden und sich den Herden der erwachsenen Tiere anschließen, legen die Studienergebnisse nahe. Andrew hat das offensichtlich nicht geschafft – doch immerhin wurde der Kopf des kleinen Dinos zu einem Schatz für die Paläontologie.

Quelle: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-018-32620-x

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