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Wald: Da geht noch was

Europäische Wälder schöpfen ihr volles Potential noch nicht aus

Wald: Da geht noch was
Wald
Das Potenzial europäischer Wälder, gleichzeitig viel Holz zu produzieren sowie Klima- und Naturschutz zu leisten, ist noch nicht ausgeschöpft. (Foto: Gustav Gullstrand / Unsplash)
In Europas Wäldern könnte man mit dem richtigen Management gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: eine hohe Holzproduktion sowie gute Werte als Klimapuffer und als Lebensraum für zahlreiche Arten. Bislang jedoch leisten die meisten europäischen Waldgebiete deutlich weniger als möglich wäre.

Wälder bilden die grüne Lunge unseres Planeten und einen prägenden Bestandteil seiner Landschaften. Immerhin schätzen Forscher den Baumbestand der Erde auf mehr als drei Billionen Bäume, das entspricht gut 422 Bäumen für jeden Menschen. Die Erde ist damit ebenso ein blauer wie auch ein grüner Planet – noch. Dabei erfüllen die Wälder zahlreiche Funktionen gleichzeitig: Sie produzieren Holz, speichern Kohlenstoff in Böden und Stämmen und sind Lebensraum einer großen Vielfalt an Tieren und Pflanzen.

Holzproduktion und Naturschutz – ein Gegensatz?

Doch viele Wälder sind längst nicht mehr naturbelassen, sondern werden vom Menschen bewirtschaftet. Und dabei stehen häufig nur ein oder zwei dieser großen Ökosystemfunktionen im Mittelpunkt. „Holzproduktion und Naturschutz – so eine gängige Annahme – sind gegensätzliche Ziele“, erklärt Peter Manning vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. „Wenn beispielsweise Bäume sehr dicht gepflanzt werden, um den Ertrag des Waldstücks zu maximieren, könnte sich das nachteilig auf die Vielfalt der Pflanzen im Unterholz und der dort heimischen Vögel und damit auf den Naturschutz auswirken.“

Aber müssen Holzproduktion und Naturschutz immer ein Widerspruch sein? Manning und seine Kollegen haben dies durch eine Bestandsaufnahme in sechs Waldgebieten in Finnland, Polen, Deutschland, Rumänien und Italien genauer untersucht. Das Team maß und korrelierte 28 Ökosystemprozesse und -leistungen, die für die Holzproduktion, Klimaregulierung und Artenvielfalt wichtig sind. Ihre Studie ist eine der bislang umfassendsten Untersuchungen zur Funktionalität von Waldökosystemen auf europäischer Ebene.

Drei Fliegen mit einer Klappe

Das Ergebnis: Bei richtiger Bewirtschaftung könnte es für Europas Wälder eine echte Win-Win-Situation geben. Denn mit dem richtigen Management lässt sich eine hohe Holzproduktion durchaus mit guten Werte bei der Kapazität zur Klimaregulierung und der Artenvielfalt erreichen. „Wir konnten zeigen, dass ein Erfolg der einen auf Kosten anderer Ökosystemfunktionen eher die Ausnahme statt die Regel in europäischen Wäldern ist“, sagt Manning.

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„Wenn in einem Wald beispielsweise viele Bäume angepflanzt werden, speichern diese Bäume Kohlendioxid und leisten einen Beitrag zur Klimaregulierung“, erläutert Fons van der Plas von der Universität Leipzig. Außerdem kann sogar eine gute Ausbeute bei der Holzproduktion und der gleichzeitig besseren Klimaregulierung Hand in Hand mit einer hohen Artenvielfalt im selben Wald gehen, wie die Datenauswertung ergab.

Noch viel Raum für Verbesserungen

Bisher jedoch werden solche möglichen Synergien von der Forstwirtschaft nicht genügend ausgeschöpft, wie die Forscher betonen. Sie fanden nur wenige Wälder in Europa, in denen verschiedene Ökosystemprozesse, die für die Holzproduktion oder die Klimaregulation oder die Artenvielfalt wichtig sind, gleichzeitig hohe Werte erreichen. Im Vergleich zu diesen Flächen leisten die meisten Waldgebiete lediglich die Hälfte ihres möglichen Maximalwertes.

Die Forscher plädieren deshalb dafür, die bisherige Waldbewirtschaftung auf den Prüfstand zu stellen. Mit neuen Strategien könnte man viele Ökosystemprozesse gleichzeitig maximieren und das verborgene Potential europäischer Wälder besser ausschöpfen. „Als nächstes müssen wir die Wälder, in denen es Synergien zwischen verschiedenen Ökosystemfunktionen gibt, genauer untersuchen, um zu sehen, wie es dort abläuft und auf andere Wälder übertragbar ist“, resümiert Manning.

Quelle: Senckenberg Forschungszentrum, Fachartikel: Ecology Letters. doi 10.1111/ele.12868

© natur.de – Nadja Podbregar
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