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Wallhecken: Verbreitern angesagt

Artenschutz & Klimawandel

Wallhecken: Verbreitern angesagt
Die Streifen aus Büschen und Bäumen zwischen Äckern sind wichtige Refugien für die europäische Artenvielfalt. (Foto: Kathrin Litza / Universität Bremen)

Wie langgestreckte Oasen durchziehen sie viele Ackerlandschaften Europas: Die traditionellen Wallhecken aus Büschen und Bäumen bilden wichtige Refugien für Waldpflanzen, verdeutlicht eine Studie. Um sie gegen die häufigeren Extremwetterlagen im Zuge des Klimawandels zu schützen, sollte man die Vegetationsstreifen nun in die Breite wachsen lassen, geht aus den Untersuchungsergebnissen hervor.

Aus dem einst bewaldeten Europa hat der Mensch im Laufe der Geschichte eine Kulturlandschaft gemacht, in der es oft nur noch wenige naturnahe Elemente gibt. Dazu gehören vor allem in Nord- und Westeuropa die Wallhecken. Diese von Gehölzen geprägten Vegetationsstreifen zwischen Äckern und Wiesen haben eine jahrhundertealte Tradition. In einigen Regionen bilden sie sogar einen Aspekt der kulturellen Identität. Dies gilt vor allem in England und Nordfrankreich, aber auch in Norddeutschland – wo die Wallhecken auch als „Knicks“ bezeichnet werden. Anfangs stand dabei allerdings nicht der Naturschutz im Vordergrund: Die Vegetationsstreifen dienten als lebende Zäune, Holz- und Nahrungslieferanten sowie als Windschutz. Mittlerweile ist hingegen die ökologische Bedeutung der Wallhecken in den Fokus gerückt. Denn es ist bekannt, dass sie vielen Tier- und Pflanzenarten ein Überleben in den landwirtschaftlich geprägten Regionen Europas ermöglichen.

Ersatzlebensraum für Waldarten

Im Fokus des internationalen Forscherteams um Kathrin Litza von der Universität Bremen standen dabei nun die krautigen Pflanzenarten, die in den von Gehölzen geprägten Vegetationsstreifen ebenfalls wachsen. Im Rahmen ihrer Studie erfassten die Wissenschaftler in Südschweden, England, Belgien sowie im Norden Frankreichs und Deutschlands Daten von Hunderten von Wallhecken. Dabei wurden die vorkommenden Pflanzenarten sowie Merkmale der jeweiligen Vegetationsstreifen erfasst. Zusätzlich wurden Informationen über das regionale Klima, die umgebende Landschaft und die Maßnahmen der Heckenpflege gesammelt.

Wie die Wissenschaftler berichten, belegen ihre Auswertungen die wichtige Rolle der Wallhecken als Ersatzlebensräume: „Wir haben gezeigt, dass eine große Vielfalt an Waldpflanzenarten in europäischen Hecken leben kann. Die Hecken bilden damit besonders in waldarmen Gegenden wichtige Refugien“, sagt Litza. Arten wie beispielsweise Busch-Windröschen, Große Sternmiere oder Gefleckter Aronstab finden in den Wallhecken einen Lebensraum, weil diese waldähnliche Bedingungen aufweisen. „Unser übergreifendes Projekt zeigt, dass die Artenzusammensetzung je nach Region variiert. Übergeordnete Muster wurden aber trotzdem gefunden“, so Litza.

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Mit mehr Breite gegen Klimafolgen

Die Forscher konnten auch aufzeigen, welche Faktoren das Vorkommen der Waldarten in den Wallhecken beeinflussen. Erneut zeigt sich dabei ein bekanntes Grundprinzip: Je intensiver die landwirtschaftliche Nutzung den angrenzenden Ackerflächen ist, desto weniger Arten wurden gefunden. Die Studie belegt aber vor allem den Zusammenhang zwischen der Artenvielfalt und den Breiten der Vegetationsstreifen, die von wenigen Metern bis zu über zehn reichen können. Breite Wallhecken wirken sich dabei günstig aus, da sie Wetterextreme besser abpuffern können als schmalere, erklären die Forscher. „In breiten Hecken ist das innere Klima nachweislich stabiler als in schmalen“, erklärt Litza. Die europaweite Studie belegt in diesem Zusammenhang nun konkret, dass breitere Hecken deutlich mehr Waldarten beherbergen als schmalere.

Daraus ergibt sich den Forschern zufolge eine Bedeutung im Rahmen der zu erwartenden Entwicklungen im Zuge des Klimawandels: Weil extreme Wetterereignisse wie Dürren zukünftig zunehmen werden, ist der Erhalt breiterer Wallhecken wichtig, beziehungsweise ein Zuwachs sinnvoll. Ergebnisse der Studie untermauern dies auch deutlich: Hecken, die in den vergangenen Jahren extremer Dürre oder Hitze ausgesetzt waren, sind nachweislich artenärmer. „Da solche Wetterereignisse durch den Klimawandel wohl zunehmen werden, befürchten wir, dass noch mehr Hecken zukünftig Arten verlieren könnten“, so Litza. Deshalb fordern die Forscher, dass Pflegemaßnahmen und Managementstrategien auf europäischer Ebene angepasst werden. „Es ist unerlässlich, dass die Breite der Hecken als Schlüsselelement für die Artenvielfalt berücksichtigt wird“, so die Ökologin.

Quelle: Universität Bremen, Fachartikel: Ecosystems & Environment, doi: 10.1016/j.agee.2021.107809

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