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Warnen mit Verstand

Erde|Umwelt

Warnen mit Verstand
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Schimpanse (Pan troglodytes). Bild: Thomas Lersch / Wikipedia
?Warnen ist überflüssig, denn die anderen wissen schon Bescheid? – dieses Gedankenkonzept liegt offenbar einem Verhalten von Schimpansen zu Grunde, das Forscher nun dokumentieren konnten: Die Tiere warnen Gruppenmitglieder demnach nur, wenn diese eine Gefahr noch nicht erkannt haben. Ist sich ein Schimpanse dagegen bewusst, dass die anderen beispielsweise eine Schlange ebenfalls schon entdeckt haben, verzichtet er auf Warnrufe. Den Wissenschaftlern zufolge zeigt dieses Verhalten, dass Schimpansen sich in ihre Gruppenmitglieder hineinversetzen können und aus Hilfsbereitschaft vor Gefahren warnen. Diese Fähigkeit könnte eine Grundlage für die Entwicklung der Sprache beim Menschen gewesen sein, sagen die Forscher.

Ein Familienausflug ins Grüne, der Vater läuft vorneweg. Er stellt fest, dass der Weg an einer Stelle sehr rutschig ist und ruft laut und deutlich, für alle Familienmitglieder hörbar: ?Vorsicht hier ist es rutschig!? Wenn der Vater merkt, dass alle seine Warnung gehört haben und kein Familienmitglied Gefahr läuft auszurutschen, wird er seine Warnung nicht wiederholen. Wissenschaftler haben nun in Uganda gezeigt, dass wilde Schimpansen sehr ähnlich mit gefährlichen Situationen umgehen. Werden Schimpansen mit einer Gefahr konfrontiert, achten die Tiere sehr genau darauf, welches Gruppenmitglied schon von der Gefahr weiß und welches nicht. Je nachdem wie bedrohlich die Gefahr ist, entscheiden sich die Schimpansen dann entweder für einen lauten bellenden SOS-Ruf oder einen leisen Alarmruf.

Diese Entdeckung machten die Wissenschaftler, in dem sie ein Modell von einer giftigen Schlange auf den Wanderweg der wilden Schimpansen platzierten und die Reaktion der Tiere auf das Schlangenmodell beobachteten. Ein Schimpanse, der eine Schlange sieht stößt typische Warnrufe aus. Diese Rufe sind eine Folge von mehreren ?Hu-Rufen?, durch die er andere Schimpansen vor der Gefahr warnt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass alle Schimpansen, die bei dieser Warnung in Hörweite sind, nicht ein zweites Mal gewarnt werden. Kommen neue Gruppenmitglieder dazu, die den Alarmruf noch nicht gehört haben, ruft der Schimpanse die Warnung wieder aus.

In diesem Video entdeckt der Schimpansenmann Kato ein Modell einer Schlange und schreckt zurück. Erst einige Sekunden später fängt er an, Alarm zu geben. Hinter ihm kommt in etwa 15 Meter Abstand der Alpha-Mann Nick. Kato schaut zu ihm und gibt einen lauteren Alarmruf, der Nick dazu bringt, sich etwa 10 Meter hinter Kato hinzusetzen.

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Die Studie zeigt außerdem, dass Schimpansen ihre Rufe nutzen, um andere Schimpansen absichtlich vor einer Gefahr zu warnen, ohne, dass sie selbst einen Nutzen davon haben. Im Gegenteil, die lauten ?Hu-Rufe? könnten auch Feinde wie zum Beispiel Leoparden anlocken. Die Wissenschaftler um Catherine Crockford, Leiterin der Studie, vermuten, dass die Schimpansen genau aus diesem Grund mit den Alarmrufen so sparsam wie möglich umgehen und darum nur unwissende Gruppenmitglieder warnen. Dafür müssen die Schimpansen erkennen welches Gruppenmitglied schon informiert ist und welches nicht. Diese Fähigkeit haben Forscher bis jetzt nur Menschen zugestanden. Crockford sagt: ?Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schimpansen mehr Eigenschaften für eine komplexe Kommunikation in sich tragen, als wir bisher dachten.?

Catherine Crockford (University of St Andrews, St Andrews) et al.: Current Biology, doi:10.1016/j.cub.2011.11.053 © wissenschaft.de – Maria Georgi
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