Die meisten Menschen blicken mit Zufriedenheit auf ihr bisheriges Leben zurück, auch wenn es mit Problemen belastet war. Der Grund dafür ist, dass das Gedächtnis das Verhältnis von guten und schlechten Erinnerungen verzerrt . Das schreiben Forscher um Richard Walker von der Staatsuniversität Winston-Salem im Fachmagazin „Review of General Psychology“ (Juniausgabe). Die Psychologen hatten Studien aus mehreren Ländern analysiert, die sich mit dem autobiographischen Gedächtnis von Menschen befassten.
Menschen suchen im Rückblick aktiv positive Erlebnisse und vermeiden negative, führen die Forscher als einen Grund für die positive Wahrnehmung der Vergangenheit an. Zudem verblassen negative Erinnerungen meist schneller als angenehme. Dies dürfe jedoch nicht als Verdrängungsprozess gewertet werden, betonen die Forscher. Die Erinnerung an negative Erlebnisse sei dabei durchaus noch vorhanden, doch die Ereignisse werden im Rückblick als weniger negativ bewertet.
Bei Patienten, die an Depressionen leiden, ist diese durchaus gesunde Verzerrung der Erinnerung gestört. Erinnerungen an Gefühle jeglicher Art verschwinden bei leicht depressiven Patienten gleich schnell, haben Studien gezeigt. Je stärker die Depression ausgeprägt ist, desto weniger funktioniere der natürliche Schutzmechanismus, erläutern die Wissenschaftler.
Christine Harbig