Die Entwickler neuer Darmkrebs-Medikamente müssen einen unerwarteten Rückschlag hinnehmen: Ein bestimmter Signalweg in den Zellen der Darmschleimhaut spielt nicht nur bei der Tumorentstehung eine Rolle, sondern ist auch für die Gesunderhaltung des Organs wichtig. Ein Darmkrebs-Mittel, das diesen Signalweg blockiert, hätte daher eine gefährliche Nebenwirkung ? der Darm würde einen wichtigen Abwehrmechanismus verlieren und wäre damit sehr anfällig für Krankheitserreger. Über ihre Entdeckung berichten die Wissenschaftler um Johan van Es vom Niederländischen Institut für Entwicklungsbiologie in Utrecht in der Fachzeitschrift Nature Cell Biology (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/ncb1240).
Der Signalweg steuert die Erneuerung der Zellen der Darmschleimhaut. Bereits aus früheren Studien ist bekannt, dass Fehler in diesem Signalweg zu einem unkontrollierten Wachstum der Zellen, also zur Bildung von Darmtumoren, führen können. Wie van Es und seine Kollegen feststellten, steuert derselbe Signalweg aber auch die Spezialisierung einiger Schleimhautzellen zu den sogenannten Paneth-Zellen. Diese Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Sie geben nämlich antibakterielle Substanzen ab, so dass keine schädlichen Keime den Darm überwuchern können.
Die Entdeckung von van Es und seinen Kollegen vereitelt einen Ansatz, der unter Darmkrebsforschern lange Zeit als vielversprechend galt: Sie wollten diesen Signalweg blockieren und dadurch das Wachstum von Darmtumoren stoppen. Da das aber gefährliche Darm-Infektionen zur Folge haben könnte, muss die Wissenschaft nun einen anderen Weg suchen, Darmkrebs zu bekämpfen.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf
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