Shibata führte mit 10 gehörlosen und 11 hörenden Freiwilligen ein Experiment durch, bei dem den Freiwilligen leichte, in Abständen auftretende Vibrationen an den Händen zugefügt wurden. Mit Hilfe des funktionellen Magnetresonanz-Bildgebungsverfahrens (fMRI) beobachtete er, wie diese Vibrationen im Gehirn der Versuchspersonen verarbeitet wurden.
Bei allen Versuchspersonen zeigte sich eine Gehirnaktivität in jenem Bereich, der für die Verarbeitung von Vibrationen zuständig ist. Bei den gehörlosen Versuchsteilnehmern machte sich darüber hinaus eine Aktivität in einer golfballgroßen Region, dem auditiven Cortex, bemerkbar. Dieser Bereich wird normalerweise nur für die Verarbeitung von Tönen und Geräuschen aktiv. So wird klar, wie es möglich ist, dass Gehörlose sich – in einem gewissen Maß – an Musik erfreuen können.
„Diese Erkenntnisse belegen, wie eine veränderte Erfahrung die Gehirnorganisation berührt“, fasst Shibata zusammen. „Ursprünglich hatte man angenommen, dass das Gehirn schon bei der Geburt fest verdrahtet sei. Außerdem dachte man, dass bestimmte Gehirnareale immer nur eine einzige Funktion haben, ganz gleich, was passierte. Jetzt stellt sich glücklicherweise heraus, dass unsere Gene nicht direkt die Verdrahtung des Gehirns diktieren. Unsere Gene liefern eine Entwicklungsstrategie: Alle Teile des Gehirns werden maximal effizient genutzt.“