Fünfjährige können bei manchen Gedächtnistests die meisten Erwachsenen schlagen. Das ergaben Tests amerikanischer Forscher. Die Kinder verwenden eine andere Lernstrategie und schneiden daher besser ab, berichten Vladimir Sloutsky und Anna Fisher von der Staatsuniversität Ohio in Columbus in der Fachzeitschrift Psychological Science (Augustausgabe). Die Ergebnisse stehen bisherigen Erkenntnissen zu Lernen und Gedächtnis entgegen, nach denen Forscher annahmen, dass sich das Gedächtnis von der frühen Kindheit bis zum frühen Erwachsenenalter ständig weiterentwickelt und die Leistung dabei stetig besser wird.
Sloutsky und Fisher testeten etwa fünf Jahre alte Kleinkinder und Studenten, ohne dass diese wussten, dass es bei den Experimenten um das Erinnerungsvermögen ging. Sie zeigten den Probanden Bilder und legten ihnen dann später weitere Motive vor. Die Versuchspersonen sollten angeben, ob sie das Bild bereits kannten oder nicht. Bei dieser speziellen Aufgabenstellung legten die Kinder eine 31-prozentige Treffsicherheit an den Tag. Die Studenten lagen in nur 7 Prozent der Fälle richtig.
Erwachsene wissen mehr als Kinder und genau das wird ihnen bei diesem speziellen Gedächtnistest zum Verhängnis, erklären die Forscher. Für logisches Denken spielt das so genannte induktive Lernen eine zentrale Rolle. Dabei wird eine spezielle Erinnerung genutzt, um zu einem generellen Prinzip zu gelangen. Hilfreich ist dabei entweder, das Erfahrene in Kategorien einzuordnen, oder es wird nach Ähnlichkeiten vorgegangen.
Die Kinder versuchten in den Tests, Ähnlichkeiten herauszufinden und schauten die Bilder daher viel genauer an. Die Erwachsenen mit ihrem Wissen teilten die Bilder beim Betrachten hingegen schlichtweg in Kategorien ein, beispielweise in die Kategorie „Katze“. Den Einzelheiten schenkten sie kaum mehr Beachtung. Daher schnitten sie im anschließenden Gedächtnistest weit schlechter ab als die Kinder, die die Tierbilder viel genauer betrachtet hatten.
ddp/bdw ? Cornelia Pfaff