Die Wissenschaftler um Radhika Basheer konnten nun eine der favorisierten Theorien zur Funktion des Schlafs experimentell bestätigen: Eine unbeschwerte Nachtruhe dient offenbar der Wiederherstellung der Energiereserven des Gehirns. Im Frühstadium des Schlafs fanden die Forscher bei ihren Testratten nämlich einen regelrechten Energieschub, beschränkt auf Hirnareale, die nur im Wachzustand aktiv sind. In diesen Gehirnbereichen stieg der Spiegel des Moleküls ATP deutlich an. ATP, oder Adenosintriphosphat, ist der wichtigste Energielieferant des Körpers. Der Abbau des Moleküls setzt die benötigte chemische Energie für eine Vielzahl überlebenswichtiger Stoffwechselreaktionen der Zelle frei.
Dieser Effekt scheint tatsächlich schlafspezifisch zu sein – er trat nur auf, wenn sich der Körper im Schlafzustand befand. Wurden die Mäuse hingegen während der Zeit, in der sie normalerweise schliefen, wachgehalten, blieb die ATP-Erhöhung aus. Sie kann demnach nicht einfach tageszeitlich bedingt sein und ist damit offenbar von der inneren Uhr unabhängig, schließen die Forscher. Ihrer Ansicht nach dient dieser Mechanismus dazu, biochemische Erholungsprozesse ablaufen zu lassen, die im Wachzustand nicht bewerkstelligt werden könnten. Die Gehirnzellen würden bei der Verrichtung alltäglicher Aufgaben eine enorme Menge Energie verbrauchen ? die Verringerung der Gehirnaktivität im Schlaf könnte das Signal für die Wiederaufstockung der Energievorräte sein, folgern die Forscher.