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Warum manche Hunde Locken tragen

Erde|Umwelt

Warum manche Hunde Locken tragen
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Eine Auswahl der großen Hundefellvielfalt, die durch Kombination der Varianten dreier Gene entsteht. Bild: Edouard Cadieu, © Science
Forscher sind dem Ursprung von Pudel-Locken und Schnauzer-Haaren auf die Spur gekommen: Die Unterschiede in Farbe, Länge und Beschaffenheit des Fells von Haushunden ist auf die Aktivität von lediglich drei Genen zurückzuführen. Die Kombination dieser Gene ist für alle möglichen Fellbeschaffenheiten der mehreren hundert bekannten Rassen verantwortlich. Die Länge, Form und Farbe eines Hundehaares ist eigentlich eine komplexe Eigenschaft. Dass sie nun aufgeschlüsselt und drei bestimmten Genen zugeordnet werden konnte, lässt die Forscher hoffen, dass dies auch bei komplexen menschlichen Merkmalen, wie genetisch verursachten Krankheiten, gelingen könnte.

Von Bo, dem berühmten Haushund der Familia Obama, bis Lassie wurden alle heutigen Hunderassen seit der Domestizierung des Wolfes vor etwa 15.000 Jahre vom Menschen nach bestimmten Kriterien ausgewählt und gezielt gezüchtet. Eines dieser Kriterien ist das Fell, welches die Forscher durch drei Eigenschaften charakterisieren: Haarlänge, Locken und Vorhandensein von Schnauzer und Augenbrauen wie beim Rauhaardackel. Diese drei Merkmale sind bei Haushunden in allen möglichen Ausprägungen und Kombinationen zu finden. Auf der Suche nach den verantwortlichen Genen screenten die Forscher das Erbgut von über tausend Individuen von 80 Rassen und verglichen die Daten mit der jeweiligen Fellbeschaffenheit. So konnten sie zeigen, dass die drei Gene RSPO2, FGF5 und KRT71 die verschiedenen Merkmale bestimmen.

Die Gene sind bei allen Hunderassen, wie auch bei ihrem Vorfahren, dem Wolf, in einfacher Ausführung vorhanden. Hunde, deren Fell weitgehend wie das ihres Urahnen ist, nämlich kurz und mit ungelockten Haaren, weisen wie der Wolf die Originalform der Gene auf. Durch die seit 200 Jahren gezielt betriebene Züchtung von Fellmerkmalen veränderten sich die Gene verschiedener Rassen jedoch schon in einer kurzen Zeitspanne enorm. Das Erbgut modernerer Rassen weist daher Mutationen in den drei Genen auf, sowie unterschiedliche Wiederholungen der DNA-Abschnitte, was eine Vielzahl von Kombinations- und Variationsmöglichkeiten bietet.

Co-Autor K. Gordon Lark erklärt, die Merkmale, die von den Züchtern ausgewählt wurden, müssten nicht unbedingt von Vorteil für die Hunde sein. Nicht die natürliche Auslese habe entschieden, welche Individuen sich vermehren, sondern von Züchtern geschaffene Kriterien. Viele Tiere haben eine kürzere Lebensspanne, da sie anfälliger für Krebs, Immunerkrankungen und Alterserscheinungen wären, erklärt Lark. Die Resultate seien deshalb von großem Interesse, da der Mensch mit dem Hund viele Merkmale, darunter auch Krankheiten, teile. Nicht umsonst würden Hunde in vorklinischen Studien für Medikamente verwendet. Vom besseren Verständnis der Genetik der Vierbeiner erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über das menschliche Erbgut.

Edouard Cadieu (US-Humangenom-Forschungsinstitut in Bethesda) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung doi: 10.1126/science.1177808 ddp/wissenschaft.de – Martina Bisculm
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