Das ungewollte Mithören von Telefongesprächen nervt deshalb besonders, weil die Hälfte des Gesprächs fehlt. Der Zuhörer versucht dann nämlich automatisch, die andere Seite des Telefonats zu ergänzen und dadurch die Konversation zu verstehen. Das haben Andrew Monk und seine Kollegen von der Universität York bei der Beobachtung von Passagieren in einem Zug nachgewiesen. Über die Ergebnisse berichtet der Online-Dienst der Fachzeitschrift Nature.
In ihrer Studie ließen die Forscher um Monk Mitarbeiter im Beisein unwissender Zugpassagiere vorgegebene Gespräche führen. Im Programm war dabei das klassische Handytelefonat und die Unterhaltung zweier Fahrgäste, wobei in einer Variante nur einer der beiden Gesprächspartner zu verstehen war. Die anschließende Befragung der unfreiwilligen Testpersonen ergab, dass in beiden Fällen die einseitigen Konversationen eine größere Aufmerksamkeit und damit Störung erzeugten.
Handynutzer an öffentlichen Plätzen ziehen häufig den Ärger ihrer Mitmenschen auf sich, weil sie das Telefonat lauter führen, als es bei einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht üblich ist. Doch die Lautstärke ist nicht der alleinige Grund dafür, dass Handynutzer an öffentlichen Plätzen ihre Mitmenschen stören, schließt Monk aus seiner Studie. Der unwiderstehliche Drang, die einseitigen Gespräche zu verstehen, auch wenn diese in normaler Lautstärke geführt werden, sei ebenfalls Schuld daran.
ddp/bdw ? Dirk Gilson