US-Forscher haben einen weiteren Grund entdeckt, warum Vögel besser Farben sehen können als Menschen: Ihre fünf Rezeptortypen zur Wahrnehmung verschiedener Farbtöne sind in einem Mosaikmuster angeordnet, das ihren optimalen Einsatz ermöglicht. Der Mensch muss hingegen mit nur drei verschiedenen Rezeptoren auskommen, den sogenannten Zapfen, die zudem noch unregelmäßig auf der Netzhaut verteilt sind. Das Mosaik aus fünf Rezeptortypen ermöglicht Vögeln das Erkennen von Farben in einer Qualität, die bei Säugetieren längst nicht erreicht wird, fanden die Wissenschaftler bei einer Studie an Hühnern heraus.
Neben den auch beim Menschen vorhandenen Rezeptoren zur Wahrnehmung von Rot, Grün und Blau kommt bei Vögeln noch ein Rezeptor für Violett hinzu, dessen Empfindlichkeit bis in den ultravioletten Bereich hineinreicht. Als fünften Rezeptor verfügen Vögel zudem noch über einen Doppelrezeptor, der ihnen bei der Wahrnehmung von Bewegungen hilft. Im Gegensatz zu den Säugetieren ist bei den Vögeln jeder einzelne Rezeptor mit einem Öltröpfchen ausgestattet, das als Farbfilter dient und bestimmte Wellenlängenbereiche des Lichts herausfiltert. Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie an der Netzhaut von Hühnern nun die an den verschiedenen Rezeptoren haftenden Öltröpfchen und konnten daraus folgern, wie die einzelnen Sinneszellen verteilt sind.
Dabei zeigte sich, dass die fünf Rezeptortypen in einem Mosaik so angeordnet sind, dass niemals zwei Rezeptoren gleichen Typs nebeneinanderliegen. Der Abstand der Rezeptoren war dabei jeweils konstant. Dies sei die ideale Art und Weise, die Sensoren für das Farbensehen im Gesichtsfeld zu verteilen, erklärt Studienleiter Joseph Corbo von der Washington University in St. Louis. So könnten die Tiere ihre Fähigkeit zum Farbensehen zu einem Optimum bringen. Die Wissenschaftler entdeckten die Anordnung der Rezeptoren nicht nur bei Hühnern, sondern auch bei drei weiteren Vogelarten.
Die Forscher sehen in ihrer Entdeckung ein Beispiel dafür, wie der evolutionäre Druck zu immer weiteren Verbesserungen der Sehfähigkeit geführt hat. Die bessere Wahrnehmung von Farben helfe den Vögeln bei der Suche nach einem Paarungspartner, da sie die Unterscheidung feinster Farbnuancen im Gefieder ermögliche. Außerdem erleichtere sie die Suche nach Nahrung, beispielsweise wenn es farbige Früchte und Beeren zu unterscheiden gelte, erklären die Wissenschaftler.
Joseph Corbo (Washington University, St. Louis) et al.: PLoS one, Bd. 5, e8992 ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald