Von wegen instinktgesteuert: Weißbüscheläffchen werden beim Sex bei weitem nicht nur von den Gehirnbereichen gesteuert, die für die sexuelle Erregung verantwortlich sind. Auch andere Hirnareale zeigen deutliche Aktivitäten in Gegenwart eines starken sexuellen Reizes, entdeckten amerikanische Forscher. Das Aktivitätsmuster im Hirn der kleinen Primaten ähnelt dabei stark dem eines Menschen in einer vergleichbaren Situation. Über ihre Studie berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Journal of Magnetic Resonance Imaging (Februar-Ausgabe).
Charles Snowdon von der
Universität von Wisconsin in Madison und seine Kollegen ließen männliche Äffchen an Sekreten paarungsbereiter Weibchen schnuppern, während sich die kleinen Primaten in einem
Magnetresonanztomografen befanden. Das ermöglichte den Wissenschaftlern, zeitgleich mit der Wahrnehmung des Geruchs die Gehirnregionen zu identifizieren, die durch den sexuellen Reiz aktiviert wurden. Das Ergebnis verblüffte die Forscher: Der Geruch regte neben den Arealen, die direkt die sexuelle Erregung steuern, auch Bereiche an, die für kognitives Denken, die Verarbeitung von Emotionen, die Entscheidungsfindung und das Speichern von Erinnerungen zuständig sind.
Offensichtlich lassen sich die Äffchen also nicht einfach nur von ihrem Trieb steuern, folgern die Forscher aus ihren Ergebnissen. Vielmehr scheinen sie zweimal darüber nachzudenken, ob und mit wem sie Geschlechtsverkehr haben. Da die Weißbüscheläffchen in Familiengruppen lebten, müssten sie sehr genau abwägen, welche Folgen eine Paarung für das komplexe Sozialgefüge haben könnte. Interessanterweise seien bei den kleinen Primaten fast exakt die gleichen Gehirnregionen an der Partnerwahl beteiligt wie beim Menschen, schreiben Snowdon und Kollegen. Die Äffchen seien daher ein gutes Modell, um die Reaktionen des Gehirns in bestimmten Situationen zu untersuchen, wenn eine solche Untersuchung am Menschen nicht möglich sei.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel