Das Forscherteam analysierte dazu siebzehn Phonetik-Experten und sechszehn Kontrollprobanden. Zwischen ein bis neun Jahre hatten die Spezialisten die sogenannte phonetische Transkription trainiert, also die Fähigkeit, Sprache zu analysieren, kleinste Tonunterschiede zu erkennen und in Lautschrift zu übersetzen. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie bestimmten die Neurowissenschaftler dann bei beiden Gruppen die Struktur und das Volumen verschiedener Hirnareale sowie die Verteilung von Nervenzellkörper und Nervenbahnen.
Je länger ein Lautexperte das phonetische Transkribieren geübt hatte, desto größer war in der linken Hirnhälfte ein Bereich namens Pars opercularis, der zum motorischen Sprachzentrum gehört. Dieses Zentrum, auch als Broca-Areal bekannt, ist bei Menschen vor allem beim Sprechen aktiv, gilt aber auch als wichtig für die Analyse und Differenzierung von Sprachlauten. Die Hirnscans zeigten jedoch auch, dass die Phonetiker größere querverlaufende Windungen in der primären Hörrinde besitzen als Laien und dass ihre Hörrinde auf der linken Seite zudem stärker gefaltet ist – ein Indiz für eine größere Oberfläche und eine damit einhergehende höhere Kapazität. Da diese Querwindungen sich bereits während der Schwangerschaft entwickeln, vermuten die Forscher, dass dieser Unterschied schon vor dem Training vorhanden war und sich möglicherweise in einer Vorliebe für Laute und Sprache ausdrückt.
Den Forschern zufolge legen die Ergebnisse nahe, dass Veranlagung und die Formbarkeit des Gehirns gemeinsam beeinflussen, wie Training das menschliche Gehirn verändert und warum manche Menschen ein gutes Ohr für Sprachen haben. Zudem könnten laut der Forscher die Erkenntnisse der Studie helfen, zu verstehen, warum manche Menschen unter Problemen beim Sprachverständnis leiden.