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Was Krebs mit dem Gehirn zu tun hat

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Was Krebs mit dem Gehirn zu tun hat
Die hohe Anfälligkeit für Krebs ist möglicherweise der Preis, den Menschen für ihr überdurchschnittlich großes Gehirn bezahlen. Das glauben US-Forscher, nachdem sie die Aktivität verschiedener Gene bei Mensch und Schimpanse verglichen haben. Ihre These: Die Selbstzerstörungsmaschinerie der Körperzellen funktioniert beim Menschen weniger effizient als beim Schimpansen. Dadurch konnte sein Gehirn zwar besser wachsen und mehr Vernetzungen bilden, er schafft es aber auch deutlich weniger gut, entartete Krebszellen rechtzeitig zu beseitigen. Wie jede Hypothese sei allerdings auch diese nur sehr schwer konkret zu beweisen, schreiben John McDonald vom Georgia Institute of Technology in Atlanta und seine Kollegen.

Die Gene von Mensch und Schimpanse stimmen zwar bis auf einen kleinen Bruchteil überein, dennoch gibt es eine Reihe von mehr oder weniger offensichtlichen Unterschieden zwischen ihnen. Einer der weniger auffälligen, jedoch sicherlich interessantesten ist dabei die unterschiedliche Anfälligkeit für Krebs: Schimpansen leiden deutlich seltener unter bösartigen Erkrankungen als Menschen, warum ist bislang unbekannt. Zu den augenscheinlichsten Unterschieden zwischen Mensch und Schimpanse gehört dagegen die unterschiedliche Gehirngröße ? und genau die ist möglicherweise Teil der Erklärung für die Krebshäufigkeit, legt nun die Studie von McDonald und seinen Kollegen nahe.

Darin hatten die Forscher verglichen, welche Gene in Gehirngewebe von Mensch und Schimpanse wie stark aktiv waren. Das Ergebnis: Die Aktivität unterschied sich vor allem in den Erbgutbereichen, die für die Steuerung des sogenannten programmierten Zelltodes, auch Apoptose genannt, zuständig sind. Dieses Selbstzerstörungsprogramm dient unter anderem dazu, alte Zellen zu beseitigen, um sie durch neue ersetzen zu können, zum Abbau nur zeitweilig benötigter Gewebeteile wie etwa der Fruchtblase nach einer Schwangerschaft oder auch der Zerstörung krankhafter oder entarteter Zellen. Beim Menschen, entdeckten die Forscher, war das System messbar weniger effizient als beim Schimpansen ? und zwar nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Organen wie den Hoden, dem Herz, der Niere und der Leber.

Vermutlich habe sich irgendwann im Lauf der menschlichen Evolution ein reduziertes Selbstzerstörungsprogramm bei den Hirnzellen als positiv erwiesen: Es starben weniger Zellen, so dass die Kapazität des Gehirns zunahm. Gleichzeitig sank damit jedoch auch die Fähigkeit des Körpers, unerwünschte Zellen zu beseitigen, was schließlich zu der erhöhten Krebsanfälligkeit führte. Beim Schimpansen hingegen scheint es diese Reduktion in der Selbstzerstörungseffizienz nicht gegeben zu haben ? und damit auch nicht das überdurchschnittliche Hirnwachstum.

John McDonald (Georgia Institute of Technology in Atlanta) et al.: Medical Hypotheses, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1016/j.mehy.2009.03.035 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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