Von dieser Beobachtung ausgehend entwickelte das Ehepaar Ramachandran einen Versuch mit einer sogenannten Spiegelkiste. Bei diesem Test legten zwei Handamputierte ihre Arme so um einen senkrecht zu ihnen stehenden Spiegel, dass das Spiegelbild der gesunden Hand an die Stelle der amputierten geworfen wurde und so die Illusion von zwei Händen erzeugte. Als die Forscher die gesunde Hand der Testpersonen berührten, spürten beide die gleiche Berührung auch in ihrem entfernten Gliedmaß, da die fehlenden Nervenzellen in ihrem Fall den Spiegelneuronen nicht widersprechen konnten.
In einem zweiten Experiment betrachteten andere Handamputierte, wie die Hände von Freiwilligen gestreichelt wurden und spürten die Berührung ebenfalls in ihren entfernten Händen. Ein Proband berichtete sogar, dass die virtuelle Massage die krampfartigen Phantomschmerzen in seiner Hand für zehn bis fünfzehn Minuten zum Erliegen gebracht hatte. „Wenn man das oft genug macht, gehen die Schmerzen vielleicht für immer weg“, schließt Ramachandran. „Betroffene Personen könnten bei Beschwerden einfach zusehen, wie ein Freund sich selbst die Hand massiert.“
Dies funktioniere, so der Wissenschaftler, weil die Beobachtung der Berührung im Gehirn der Geschädigten die gleichen Antworten hervorrufe wie bei dem Massierten selbst: Berührungen regen den Blutfluss an und aktivieren sensorische Nervenfasern, die den Schmerzimpuls im Gehirn unterbrechen. Mit der gleichen Methode könnten möglicherweise auch Schlaganfallpatienten Bewegungen wiedererlernen.