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Was Pocken mit Aids zu tun haben

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Was Pocken mit Aids zu tun haben
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Im Jahr 1975 fand in Deutschland die letzte Pockenimpfung nach Abschaffung der Impfpflicht statt.
Die Ausrottung des Pockenvirus und damit die Einstellung der weltweiten Pockenimpfungen könnten zu der explosionsartigen Ausbreitung von HIV geführt haben. Diese Schlussfolgerung zieht ein US-Forscherteam aus einer Untersuchung eines Eiweißmoleküls auf der Oberfläche weißer Blutkörperchen, das sowohl von Pocken- als auch von HI-Viren benötigt wird, um eine Zelle zu entern. Die bis in die 1970er Jahre obligatorische Impfung gegen Pocken blockiert dieses Eiweiß, so dass auch die Invasion der Zelle durch HI-Viren nicht mehr möglich ist. Das Ende der Impfprogramme gegen Pocken könnte auf diese Weise die zur gleichen Zeit beginnende rasante Verbreitung von HIV begünstigt haben, glauben die Forscher.

Eine HIV-Infektion führt beim Menschen unbehandelt zu einem Versagen des Immunsystems und hat unweigerlich den Tod zur Folge. Die Erkrankung ist durch den Befall einer bestimmten Gruppe der weißen Blutkörperchen, den sogenannten T-Helferzellen, gekennzeichnet. Dieser Befall führt langfristig zu einem Mangel dieser Zellen im Körper des Patienten und somit zur Immunschwäche. In den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts begann HIV seine von Afrika ausgehende Ausbreitung über die ganze Welt. Die Ursachen für die Aids-Pandemie hat seither eine Vielzahl von Studien zu ergründen versucht. Kriege, Armut oder die Wiederverwendung unsteriler Injektionsnadeln und anderer medizinischer Geräte lieferten bisher jedoch keine ausreichenden Erklärungen für die rasante Ausbreitung der Infektionskrankheit.

Raymond Weinstein und seine Kollegen untersuchten in ihrer Studie nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Aids und einer weiteren, tödlichen Infektionskrankheit: den Pocken. Der für den Großteil auftretender Infektionen verantwortliche Erregerstamm HIV-1 und das Pockenvirus benötigen ein bestimmtes Eiweißmolekül auf der Oberfläche der T-Helferzellen, um sie befallen zu können. Genau dieses Protein ist auch der Angriffspunkt der früher gebräuchlichen Impfung gegen die Pocken mit dem Vaccinia-Virus, einer ungefährlicheren Variante des Pockenerregers. Die Forscher vermuteten daher, dass diese Impfung dem Eindringen von HIV in diese Zellen einen Riegel vorschieben könnte. Das Oberflächenprotein könnte durch das Vaccinia-Virus derartig verändert werden, dass HI-Viren die Zellen nicht mehr befallen können. Um das zu testen, untersuchten sie das Blut von HIV-infizierten Personen, die kurz zuvor mit Vaccinia geimpft worden waren, und verglichenen es mit Proben von nicht geimpften Patienten. Ergebnis: Bei den ungeimpften Probanden hatten sich die HI-Viren im Blut fünfmal so stark vermehrt wie bei den geimpften.

Das Vaccinia-Virus wurde als Standard-Impfstoff während der großen Impfprogramme des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt. Von 1950 an wurden die weltweit durchgeführten Pockenimpfungen schrittweise eingestellt ? zu dieser Zeit begann das HI-Virus seine globale Ausbreitung. Mit der Einstellung der Pocken-Schutzimpfungen sei vermutlich auch der Schutz vor HIV verlorengegangen ? und somit könnte die rapide Ausbreitung von Aids ihren Anfang gefunden haben.

Raymond Weinstein (George Mason University) et al.: BioMed Central, Online-Vorabveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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