Die Diskussion um die DNA-Bereiche zwischen den codierenden Genen wird durch die Ergebnisse einer Studie schweizerischer und amerikanischer Wissenschaftler erneut verschärft: Die Genetiker hatten die Sequenzen bestimmter DNA-Abschnitte der unterschiedlichsten Säugetiere vom Menschen bis zum australischen Schnabeltier verglichen und dabei einen extrem hohen Anteil von Übereinstimmungen gefunden. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science (Online-Vorabveröffentlichung vom 2. Oktober, doi: 10.1126/science.1087047).
Eine solch starke evolutionäre Konservierung der Sequenzen, die weder die Information für ein Protein noch für eine RNA enthalten, könne nur bedeuten, dass die untersuchten Bereiche eine grundlegende Funktion erfüllen, schreiben Emmanouil Dermitzakis und Co-Autoren. Wozu die Sequenzen allerdings dienen, können die Forscher bisher nicht beantworten. Sie fanden jedoch Hinweise darauf, dass einige der DNA-Bereiche möglicherweise Proteine binden können und daher höchstwahrscheinlich wichtige regulatorische Rollen beim Ablesen von Genen spielen.
Diese nicht-codierenden Sequenzen seien zwischen den Arten sogar stärker konserviert gewesen als einige Genabschnitte, die Informationen für wichtige Proteine enthalten. Auch scheine die Evolution der konservierten Sequenzen anderen Regeln zu unterliegen als die der Gene, da sich das Muster der Sequenzveränderungen eindeutig unterscheide, berichten die Forscher.
Dermitzakis und seine Kollegen untersuchten die Erbsubstanz von Menschen, Meerkatzen, Lemuren, Stachelschweinen, Kaninchen, Schweinen, Katzen, Fledermäusen, Spitzmäusen, Gürteltieren, Elefanten, Wallabys und Schnabeltieren.
Ilka Lehnen-Beyel