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Wenn der Hintergrund in den Vordergrund drängt

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Wenn der Hintergrund in den Vordergrund drängt
US-Forscher haben entdeckt, warum viele ältere Autofahrern das Verkehrsgeschehen nicht mehr so gut im Blick haben: Die Funktion einer Hirnregion lässt nach, die normalerweise im Hintergrund wahrgenommene Bewegungen ausblendet, um so die Konzentration auf bewegliche Objekte im Vordergrund zu erhöhen. Dadurch sinkt beispielsweise die Achtsamkeit gegenüber anderen Autos, Fahrradfahrern oder Fußgängern. Entdeckt haben die Forscher diesen Zusammenhang, als sie bei Freiwilligen kurzfristig die Arbeit der zuständigen Hirnregion unterdrückten und dann mit den Probanden Wahrnehmungstests durchführten.

Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass ältere Menschen stärker als jüngere auf Dinge und Seheindrücke reagieren, die sich im Hintergrund abspielen, beispielsweise die vorbeiziehende Landschaft beim Autofahren. Welche Hirnfunktionen diesem Phänomen zugrundeliegen, war bisher aber unklar. Allerdings stand bereits ein bestimmtes Hirnareal im Verdacht, dafür verantwortlich zu sein: die mittlere temporale Region (MT) des Sehzentrums. Um deren Bedeutung konkret zu untersuchen, störten die Forscher bei den Testteilnehmern gezielt die Funktion dieses Hirnbereichs durch die sogenannte transkranielle Magnetstimulation. Dabei werden mit Hilfe von Stromimpulsen Magnetfelder erzeugt, die durch den Schädel hindurch die Aktivität in bestimmten Hirnbereichen verändern können. In diesem Zustand absolvierten die Probanden für 15 Minuten verschiedene Wahrnehmungstests an einem Bildschirm.

Wenn die Funktion des MT beeinträchtigt war, waren die Probanden besser in der Lage, große sich bewegende Objekte im Hintergrund wahrzunehmen als sonst, zeigte die Auswertung. “Die Flut an visuellen Informationen, die auf uns einströmt ist immens – das kann unser Gehirn nicht alles verarbeiten”, erläutert Tadin das Ergebnis. Deshalb müsse sich das Gehirn auf die wichtigen Dinge konzentrieren können. Nicht nur beim Autofahren seien das in der Regel die kleineren Objekte im Vordergrund und nicht die im Hintergrund. Das MT fungiere demnach als eine Art Filtersystem, das die unwichtigeren Bewegungsinformationen des Hintergrunds unterdrückt. Diese Leistung gehe offenbar mit zunehmendem Alter verloren, vermuten sie.

Die Ergebnisse haben den Forschern zufolge auch eine Bedeutung für die Erforschung von bestimmten psychischen Erkrankungen. Beispielsweise bei Schizophrenie oder bestimmten Formen von Depression sei ebenfalls bekannt, dass die Betroffenen verstärkt Vorgängen im Hintergrund Aufmerksamkeit schenken. Eine Erforschung der Rolle des MT in diesem Zusammenhang könnte daher zum Verständnis und damit letztendlich zur Optimierung der Behandlung solcher Störungen beitragen, sagen die Forscher.

Duje Tadin (University of Rochester) et al.: Journal of Neuroscience, Ausgabe vom 25. Januar dapd/wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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