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Wie die Böden wegzuspülen drohen

Erde|Umwelt

Wie die Böden wegzuspülen drohen
Wenn Niederschläge immer mehr Boden fortschwemmen, droht ein Verlust der Fruchtbarkeit. (Bild: JJ Gouin/iStock)

Das Erdreich verliert seinen Halt und wird durch immer stärkere Niederschläge davongetragen: Der weltweite Bodenverlust durch abfließendes Wasser könnte im Zuge des Klimawandels und der intensiven Bodenbewirtschaftung in den nächsten 50 Jahren drastisch zunehmen, geht aus Modellberechnungen hervor. Ein Gegenlenken ist dringend nötig, sagen die Forscher. Die Studie zeigt zudem auf, in welchen Teilen der Welt besonders mit einer intensiveren Erosion zu rechnen ist, was bei der Planung von regionalen Gegenmaßnahmen helfen kann.

Der Boden bildet eine buchstäbliche Grundlage für die Existenz des Menschen und der terrestrischen Ökosysteme. Der Mensch hat die Erde bereits in einen intensiv kultivierten Planeten verwandelt: Etwa 38 Prozent der Landoberfläche dienen der Landwirtschaft. Letztlich hängen etwa 95 Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion von der Fähigkeit der Böden ab, eine landwirtschaftliche Produktion und Viehzucht zu ermöglichen. Doch dieses Fundament ist in Gefahr, wie aus einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen über den Zustand der globalen Bodenressourcen hervorgeht.

Viele Böden befinden sich demnach in einem problematischen Zustand, der den Abtrag der kostbaren Substanz begünstigt. Demnach sind nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken sowie Entwaldung und Überweidung die Hauptursachen der durch den Menschen bedingten Bodenerosion. Es entstehen dabei Bedingungen, die einen Abtrag durch Wind und vor allem durch Wasser begünstigen. Prinzipiell nagen diese Faktoren schon seit dem Beginn der Landwirtschaft an der Substanz des Bodens. Doch mittlerweile ist ein weiterer Faktor hinzugekommen: Durch eine Zunahme von starken Niederschlägen im Zuge des Klimawandels steigt der Bodenverlust durch abfließendes Wasser.

Ein Blick in die Zukunft

Wie könnte sich das Problem der Bodenerosion vor dem Hintergrund der aktuellen Trends in Zukunft entwickeln? Mit dieser Frage haben sich die Forscher um Pasquale Borrelli von der Universität Basel beschäftigt. Auf der Grundlage von umfangreichen Datensammlungen zu den momentanen Entwicklungen in der Landwirtschaft in rund 200 Ländern der Erde und Klimaprognosen haben sie Vorhersagen zur weltweiten Bodenerosion durch Wasser erarbeitet. Bei ihren Vorhersagen stützten sich die Forscher auf die möglichen Zukunftsszenarien, wie sie auch der Weltklimarat IPCC verwendet. Sie skizzieren mögliche Entwicklungen im 21. Jahrhundert – von eher optimistisch bis pessimistisch.

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Wie die Wissenschaftler berichten, geht aus ihren Modellberechnungen hervor: In sämtlichen Szenarien ist von einer weltweit anhaltenden Zunahme der Bedrohung durch Wassererosion auszugehen. Das gilt für alle simulierten Klimabedingungen und in fast allen der rund 200 untersuchten Länder. Verglichen mit dem Jahr 2015 sagen die Simulationen bis 2070 je nach Szenario eine Zunahme der Wassererosion um 30 Prozent bis 66 Prozent voraus.

Die Ergebnisse deuten dabei darauf hin, dass der Klimawandel die Hauptursache für die Zunahme der Bodenerosion sein wird. Doch auch die nicht nachhaltige Landwirtschaft kann sich vor dem Hintergrund der momentanen Trends stark negativ auswirken. Wenn sich die Praktiken nicht ändern und die Maßnahmen gegen die globale Erwärmung versagen, rechnet die Studie mit einem zusätzlichen jährlichen Bodenverlust von über 28 Milliarden Tonnen. Das wären rund zwei Drittel mehr als der für 2015 angenommene Bodenverlust von 43 Milliarden Tonnen, sagen die Wissenschaftler.

Nachhaltige Bodenbewirtschaftung soll helfen

Bei diesen Ergebnissen handelt es sich um globale Einschätzungen, die einen Gesamteindruck der Problematik ermöglichen sollen. Klar ist allerdings, dass sich die landwirtschaftlichen und klimatischen Entwicklungen in den unterschiedlichen Teilen der Welt sehr verschieden auswirken werden. Die Bedeutung der Studie liegt deshalb auch darin, dass die Forscher Karten entwickelt haben, die detailliert darüber Aufschluss geben, wo durch aktuelle Trends besonders intensiv mit steigenden Bodenverlusten zu rechnen ist. Am anfälligsten für eine starke Zunahme der Erosion sind demnach die tropischen und subtropischen Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Um den Boden gegenüber der steigenden Belastung durch Niederschläge widerstandsfähiger zu machen, ist es gerade für diese Länder im globalen Süden von entscheidender Bedeutung, die Verbreitung von nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken zu fördern, sagen die Autoren. „Die Erosion von Böden kann durch eine nachhaltige Bewirtschaftung und geeignete politische Maßnahmen beeinflusst werden“, sagt Borrelli. „Wir hoffen, dass unsere Prognosen dazu beitragen, das drohende Ausmaß der Erosion zu erkennen, und es den politischen Entscheidungsträgern ermöglichen, effektive Maßnahmen zu entwickeln, welche die Auswirkungen eingrenzen“, so der Wissenschaftler.

Quelle: Universität Basel, Fachartikel: PNAS, doi: 10.1073/pnas.2001403117

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