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Wie Haie & Rochen die Vertikale nutzen

Meerestiere

Wie Haie & Rochen die Vertikale nutzen
Eine der insgesamt 38 untersuchten Arten war der Tigerhai. © Alex Kydd

Bisher waren eher horizontale Bewegungsmuster bekannt – nun präsentiert ein internationales Forscherkonsortium erstmals eine Überblicksstudie zu den Auf- und Ab-Bewegungen von Haien und Rochen im Meer. Sie basiert auf Daten, die in den letzten 20 Jahren durch mit Biologgingsystemen ausgerüstete Tiere gesammelt wurden. Es zeichnen sich zwischenartliche Unterschiede bei der Nutzung der Meerestiefen ab, aber auch einige übergeordnete Muster. Die Informationen können jetzt der weiteren Erforschung und vor allem dem Schutz dieser besonders bedrohten Meerestiere dienen, sagen die Wissenschaftler.

Vom Weißen Hai bis zum Mantarochen – die zahlreichen Hai- und Rochen-Arten werden einer gemeinsamen Gruppe der Knorpelfische zugeordnet: Die auch Plattenkiemer genannten Elasmobranchier spielen als Räuber und Planktonfresser wichtige Rollen in den Ökosystemen der Weltmeere. „Es handelt sich um besonders eindrucksvolle, aber auch stark bedrohte Meerestiere“, sagt Co-Autor David Curnick von der Zoological Society of London. Mehr als ein Drittel aller Hai- und Rochen-Arten sind laut der Roten Liste vom Aussterben bedroht. „Wenn wir sie schützen wollen, ist der Schlüssel das Verständnis ihrer grundlegenden Ökologie. Von vielen Arten wissen wir jedoch relativ wenig über ihr Verhalten und was wir wissen, beschränkt sich oft auf Beobachtungen in Oberflächengewässern“, sagt der Meeresbiologe. Im Vergleich dazu sind die Bewegungen in der vertikalen Dimension, insbesondere in den tieferen Räumen der Ozeane, bisher kaum systematisch dokumentiert worden.

In den letzten 20 Jahren wurden dazu allerdings durchaus Daten generiert: Verschiedene Forschergruppen haben Exemplare zahlreicher Hai- und Rochen-Arten mit Biotelemetrie-Systemen ausgerüstet, die auch Informationen über die vertikalen Bewegungen der Tiere geliefert haben. Für die aktuelle Überblicksstudie haben 171 Forscher aus 25 Ländern diese Daten nun zusammengetragen. Sie stammen von 38 Hai- und Rochenarten aus den Ozeanen rund um den Globus. „Zum ersten Mal verfügen wir jetzt über eine standardisierte, globale Datenbank, mit der wir wichtige Wissenslücken über das Tauchverhalten von Haien und Rochen schließen konnten“, sagt Co-Autorin Samantha Andrzejaczek von der Stanford University.

Tauchverhalten im Überblick

Wie die Forscher berichten, zeichnen sich neben den artspezifischen Besonderheiten bestimmte Muster ab. Eine der häufigsten vertikalen Dynamiken scheint dabei mit einem typischen täglichen Bewegungsmuster in den Ozeanen verbunden zu sein: Bei Tagesanbruch beginnen winzige Fische und Wirbellose – gefolgt von den Tieren, die sie erbeuten – ihre Wanderung von den obersten Meeresschichten in die relative Sicherheit des dunkleren, tieferen Wassers. Nachts kehren sie zum Fressen an die Oberfläche zurück. „Es scheint sich abzuzeichnen, dass viele Haie und Rochen bei ihren täglichen Wanderungen den Nahrungsressourcen in der Wassersäule auf und ab folgen“, so Andrzejaczek.

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Die Studie verdeutlicht auch, dass viele Arten spezielle Verhaltensweisen zeigen und teils sehr tief tauchen: Beispielsweise zeigen Aufzeichnungen von Sensoren, dass Weiße Haie (Carcharodon carcharias) tiefer als 1200 Meter tauchen, während Walhaie (Rhincodon typus) sogar 1896 Meter erreicht haben, was nahe der Druckgrenze der modernen Sensoren liegt. „Wir haben festgestellt, dass es bei 13 Arten Individuen gibt, die bis auf mehr als 1000 Meter tauchen, was extrem tief ist“, sagt Andrzejaczek. Einige von ihnen nutzen die Tiefe möglicherweise zur Abkühlung: „Wenn sich große Haie zu lange im warmen Oberflächenwasser aufhalten, müssen sie möglicherweise tauchen, um sich abzukühlen – eine Form der verhaltensbedingten Thermoregulation“, so Andrzejaczek.

Die Forscher stellten auch Überschneidungen zwischen Arten in denselben vertikalen Räumen fest. Walhaie, Tigerhaie und Mantarochen wiesen demnach auffallend ähnliche vertikale Verteilungen auf. Diese Nähe ist wahrscheinlich auf die Beziehung zwischen Räuber und Beute zurückzuführen. „Der Mantarochen und der Walhai ernähren sich beide von Plankton, und der Tigerhai ist dafür bekannt, dass er diese beiden Arten jagt“, sagt Andrzejaczek.

Wichtige Grundlage für Forschung und Schutz

Dem Team zufolge bildet die Studie nun eine wichtige Wissensgrundlage. Denn Informationen über die vertikale Nutzung der Lebensräume ist von entscheidender Bedeutung, um die derzeitige und künftige ökologische Rolle der Elasmobranchier im Ozean einzuschätzen. Wissenschaftler könnten die Datenbanken etwa nutzen, um zu untersuchen, wie sich die Veränderungen der Meerestemperatur und des Sauerstoffgehalts auf die Verbreitung der Arten auswirken könnten.

Zudem ergeben sich Informationen über die Hintergründe ihrer Gefährdung: Von den 38 untersuchten Arten verbrachten 26 mehr als 95 Prozent ihrer Zeit in den oberen 250 Metern der Wassersäule, berichte die Forscher. In diesem Bereich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie entweder als Zielart oder unbeabsichtigt mit Fanggeräten in Berührung kommen. „Wir können die neuen Daten nutzen, um besser zu verstehen, wie Haie und die Fischerei interagieren“, so Andrzejaczek. Die Informationen könnten somit dabei helfen, Bedrohungen besser zu erfassen und künftige Bewirtschaftungs- und Schutzpläne zu erstellen, hoffen die Forscher.

Quelle: Stanford University, Fachartikel: Science Advances, 10.1126/sciadv.abo1754

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