Ein neu entdecktes Pflanzen-Gen soll Aufschluss darüber geben, wie stark neben dem Menschen auch Pflanzen an der Zerstörung der Ozonschicht beteiligt sind. Das Gen namens HOL kontrolliert in vielen, wenn nicht allen Pflanzen die Bildung so genannter Methylhalogenide. Das sind Gase, die das Ozon in der Stratosphäre zerstören, schreiben amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Current Biology (Ausgabe vom 14. Oktober).
Methylhalogenide wie Methyliodid sind verwandt mit den bekannteren Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die lange als Kühl- und Treibmittel eingesetzt wurden. Da sie die Ozonschicht zerstören, wurden sie mittlerweile weitgehend aus dem Verkehr gezogen. Doch auch von Pflanzen abgegebene Gase können der Ozonschicht schaden: So hatten Forscher vor drei Jahren nachgewiesen, dass Reisfelder weltweit für fünf Prozent der gesamten Methyliodid-Produktion verantwortlich ist.
Dieser pflanzlichen Eigenschaft sind nun Robert Rhew von der Universität von Kalifornien in Berkeley und seine Kollegen mit der Entdeckung des Gens HOL näher gekommen. Mithilfe von HOL kontrollieren Pflanzen offenbar ihre Methylhalogenid-Herstellung, erklären die Forscher. Durch Ausschalten des Gens konnten die Wissenschaftler die Produktion vollständig stoppen.
Die Forscher fanden das Gen in Reis, Baumwolle und Getreide und vermuten nun, dass alle Pflanzen ein solches Gen besitzen. Die Zerstörung der Ozonschicht sei jedoch immer noch ein von Menschen geschaffenes Problem, betont Rhew. HOL ermögliche allerdings nun eine genaue Analyse des pflanzlichen Beitrags zum Ozonabbau, so die Forscher. Weitere Experimente müssten zeigen, ob es sinnvoll oder überhaupt machbar wäre, HOL-freie Pflanzen herzustellen.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann