Um dem Kochtopf zu entgehen, können Truthähne beachtliche Fluchtgeschwindigkeiten erreichen. Die Beschleunigung erfolgt dabei locker aus Hüfte und Knöcheln, haben amerikanische Zoologen jetzt herausgefunden. Für ihre Studie werteten Thomas Roberts and Jeffrey Scales von der Staats-Universität von Oregon in Corvallis 500 mehr oder weniger freiwillige Sprints ihrer Testtruthähne aus. Das berichten die beiden Forscher in der Fachzeitschrift Journal of Experimental Biology (Bd. 207, S. 4057).
Besonders die männlichen Testrenner seien nicht besonders kooperativ gewesen, kommentiert Roberts seine Arbeit. Daher versuchten die Zoologen ihr Glück mit drei Weibchen: Sie setzten sie auf eine Plattform, mit deren Hilfe Beschleunigungskräfte gemessen werden können, und erschreckten die ahnungslosen Tiere, um sie zum Rennen zu bringen. Doch so leicht wollten es auch die Damen den Forschern nicht machen: Trotz individueller Erschrecktaktiken, die dem Temperament jedes einzelnen Tiers angepasst waren, konnten die Wissenschaftler von den 500 aufgezeichneten Fluchtversuchen nur knapp 50 für ihre Auswertung verwenden.
Durch Digitalisierung der Positionen der einzelnen Gelenke entstand im Computer ein virtueller rennender Truthahn, der für die Wissenschaftler eine Überraschung bereithielt: Die Beschleunigungspower stammte bei den Truthähnen ausschließlich von den an Hüfte und Knöchel befestigten Muskeln. Die zogen sich nämlich beim Sprinten deutlich stärker zusammen als während des normalen Flanierens. Roberts vermutet, dass die dabei entstehende zusätzliche Leistung die Kraft verstärkt, die beim nicht-beschleunigten Laufen aufgewendet wird ? und den Truthahn auf diese Weise zum flotten Sprinter macht.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel