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Wirksamer Naturschutz braucht mehr Ranger

Erde|Umwelt

Wirksamer Naturschutz braucht mehr Ranger
Wildhüter
Ranger im Regenwald. © globalwildlife

Um die Lebenswelt unseres Planeten zu schützen und zu bewahren, sind nicht nur mehr Naturschutzgebiete nötig – sie benötigen auch Mitarbeiter, die sie betreuen und schützen. Doch genau da hapert es bisher, wie nun eine Studie aufzeigt: Bisher sind weltweit nur 550.000 Ranger im Einsatz und für 17 Prozent der globalen Landfläche verantwortlich. Sollen die Schutzgebiete ausgebaut werden, muss daher auch bei der menschlichen Komponente erheblich nachgerüstet werden.

Vom 7. bis 15 Dezember 2022 werden Regierungsvertreter aus aller Welt zur Konferenz der Konvention über die biologische Vielfalt zusammenkommen. Bei diesem Treffen soll beschlossen werden, 30 Prozent der Erdoberfläche bis zum Jahr 2030 als Naturschutzgebiete auszuweisen und vor weiterer Zerstörung und ökologischer Degradierung zu bewahren. Dieses Ziel wird auch kurz als „30 by 30“ bezeichnet. „Unser Schutzgebietssystem ist die Lebensgrundlage unseres Planeten, denn es versorgt die Menschen mit Wasser und sauberer Luft, speichert Kohlenstoff und verhindert den Verlust der biologischen Vielfalt“, sagt Mike Appleton von der Schutzgebietskomission der Internationalen Naturschutzunion IUCN.

550.000 für 20 Millionen Quadratkilometer Fläche

Das Problem jedoch: Um die Naturschutzgebiete wirksam zu betreuen und zu schützen, benötigt man entsprechendes Personal wie beispielsweise Wildhüter. „Die Welt braucht Ranger – zum Schutz der Artenvielfalt, zum Erhalt wichtiger Ökosystemdienstleistungen und um sicherzustellen, dass Wildnisgebiete auch wild bleiben“, erklärt Co-Autor Andrew Tilker vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin. Wie viele Wildhüter und andere Mitarbeiter der Naturschutzgebiete es zurzeit weltweit gibt, haben die Forschenden nun in einer Studie ermittelt. Dafür werteten sie Daten aus 176 Ländern für Nationalparks, Naturreservate, Schutzreservate, Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, Naturdenkmäler, staatliche Parks und bestimmte Gebiete, die unter nachhaltiger indigener und traditioneller Verwaltung stehen, aus.

Die Auswertung ergab, dass weltweit nur 555.000 Schutzgebietsmitarbeiter für 17 Prozent der weltweiten Landfläche zuständig sind – sie müssen eine Fläche von über 20 Millionen Quadratkilometer betreuen und schützen. Nur 286.000 von ihnen sind zudem Wildhüter, die Schutzgebiete direkt überwachen, für die Einhaltung der Gesetze sorgen, mit Besuchern und lokalen Gemeinden zusammenarbeiten und Wildtierbestände erfassen. Viele andere Ranger sind auch als Reiseleiter, Feuerwehrleute, Umweltschützer und in vielen anderen Funktionen tätig. Dies ist die erste Schätzung der weltweiten Anzahl von Schutzgebiets-Personal seit 1999 und ist die erste überhaupt, die speziell Ranger einbezieht.

Fünfmal mehr Personal nötig

Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigen diese Ergebnisse, dass es bisher viel zu wenig Ranger und anderes Personal gibt, um die Naturschutzgebiete weltweit wirksam zu schützen und zu betreuen. „Das Ziel ‚30 by 30‘ ist ein wichtiges Ziel. Es wird jedoch bedeutungslos, wenn wir nicht auch bereit sind, in Menschen zu investieren, um diese Orte effektiv und gerecht zu betreuen“, betont Appleton. „In den Vereinigten Staaten arbeiten mehr Menschen auf Golfplätzen und in Country Clubs als es Ranger auf der ganzen Welt gibt.“ Tilker ergänzt: „Unsere Ergebnisse sollten ein Weckruf für die Welt sein. Es ist wichtig, dass wir die Zahl der Ranger erhöhen, um das Wohlergehen der Schutzgebiete weltweit zu sichern.“

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Schätzungen des Forschungsteams nach wären für den wirksamen Schutz und die Bewirtschaftung von 30 Prozent der irdischen Landfläche bis 2030 mindestens 2,9 Millionen Arbeitskräfte nötig, darunter 1,53 Millionen weitere Ranger. Wichtig sei zudem, nicht nur das Personal aufzustocken, sondern das Schutzgebietsmanagement auch als eine lebenswichtige professionelle Dienstleistung anzuerkennen, ähnlich wie medizinisches Personal und Ersthelfer. Denn Studien haben bereits gezeigt, dass das Schutzgebietspersonal in vielen Ländern bisher unterbezahlt, unterfinanziert und unzureichend ausgebildet ist und vielfach unter unangemessenen Arbeitsbedingungen leidet.

„Die Effektivität des Lebenserhaltungssystems unseres Planeten hängt nicht nur von der Zahl der geschützten Hektar ab, sondern auch von der Investition in gute und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Chris Galliers, Präsident der International Ranger Federation. „Während wir hart daran arbeiten, dass unsere Ranger weltweit repräsentativer, professioneller und verantwortungsbewusster werden, brauchen sie weitaus mehr Kapazitäten und Unterstützung als respektierte Betreuer unserer Wildtiere und Wildnisgebiete.“ Es müsse künftig in vermehrtem Umfang auch in die Menschen investiert werden, die mit dem Schutz von Wildtieren, natürlichen Ökosystemen, natürlichen Ressourcen und den Gemeinschaften und Kulturen betraut sind.

Quelle: Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ; Fachartikel: Nature Sustainability, doi: 10.1038/s41893-022-00970-0

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