Ehe macht süchtig ? so könnten amerikanische Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Versuche auf den Punkt bringen. Im Gehirn von Wühlmäusen aktiviert nämlich das Knüpfen der zarten Bande einer Ehe genau die gleichen Belohnungsmechanismen wie die Einnahme von Drogen. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Journal of Comparative Neurology (Ausg. 468, S. 555).
Romantische Liebe, die zu einer lebenslangen Bindung führt, basiert ? zumindest bei den untersuchten Nagetieren ? auf den zwei chemischen Signalstoffen mit den unromantischen Namen Vasopressin und Oxytozin. Das hatten Miranda Lim von der
Emory-Universität und ihre Kollegen von der
Georgia-State-Universität in Atlanta schon bei früheren Experimenten entdeckt. Bei ihren neuesten Forschungen konnten die Wissenschaftler nun auch die passenden Erkennungsmoleküle, die so genannten Rezeptoren, im Gehirn der Wühlmäuse aufspüren: Sie befinden sich in zwei Regionen, die auch bei der Drogensucht eine wichtige Rolle spielen. Werden diese Zentren aktiviert, vermitteln sie ein angenehmes Belohnungsgefühl.
Die Forscher stießen bei ihren Untersuchungen auf einen großen Unterschied zwischen Weibchen und Männchen: Während nämlich bei den weiblichen Wühlmäusen die eine Gehirnregion durch das Oxytocin angeregt wird, wirkt bei den männlichen Nagern das Vasopressin auf den anderen Hirnbereich. Das Ergebnis ist jedoch das selbe: Beide Regionen aktivieren einen gemeinsamen Nervenschaltkreis, der dann ein Gefühl der Genugtuung nach dem erfolgreichen Knüpfen einer festen Bindung verursacht. Die beiden Gehirnbereiche belohnen jedoch nicht nur Drogeneinnahme und Ehe, sondern auch Humor, ein gutes Essen und Sex.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel