Zudem sind die Lebensbedingungen in den südlichen Winterquartieren für die gefiederten Wintergäste oft gar nicht so optimal. Hier leben bereits viele Vögel das ganze Jahr über – die Zugvögel müssen also mit den ansässigen Arten um Nahrung und Lebensraum konkurrieren. Der europäische Sommer bietet dagegen nahezu paradiesische Lebensbedingungen: Während in manchen Winterquartieren Hitze und Trockenheit einziehen, gibt es im Sommerhalbjahr des Nordens Nahrung und Nistplätze im Überfluss. Etwa 200 europäische Vogelarten sind deshalb Pendler – das Winterquartier ist nur ihre Notlösung.
Übrigens: Sogar Deutschland ist ein Überwinterungsland für Zugvögel. „Zum Beispiel der Seidenschwanz, der im Sommer in Skandinavien und Sibirien lebt, verbringt den Winter bei uns, bis es ihn wieder in den hohen Norden zieht“, sagt Heiermann. Vögel sind nicht versessen aufs Reisen – wenn es sich anbietet, vermeiden einige Arten sogar die weite Reise. „Der Star ist beispielsweise ein solcher Teilzieher, der sein Zugverhalten den Umständen anpasst“, erzählt der Experte. Manche Starenpopulationen fliegen im Winter nicht in den Süden, sondern ziehen stattdessen in unsere Großstädte, wo sie ebenfalls Nahrung, Wärme und gemütliche Quartiere finden.