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Wolf-Hund-Mischlinge leichter erkennen

Erde|Umwelt

Wolf-Hund-Mischlinge leichter erkennen
Wolf oder Hybride?
Ist dies ein Wolf oder ein Hund-Wolf-Mischling? (Bild: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)

So umstritten die Ausbreitung der wilden Wölfe in Deutschland auch ist – noch unbeliebter sind Hybride. Denn Mischlinge von verwilderten Haushunden und Wölfen werden wegen ihres Verhaltens oft zum Problem, zudem verfälschen ihre Gene das Erbgut der Wildtiere. Eine neue Methode macht es nun leichter, solche äußerlich oft unauffälligen Hybriden anhand ihres Kots oder Haarproben zu identifizieren. Sie zeigt, dass es in Deutschland bisher kaum solche Hybride gibt.

Vor gut 20 Jahren wurden im Nordosten von Sachsen zum ersten Mal wieder wildlebende Wolfswelpen in Deutschland geboren – eine Premiere seit der Ausrottung des heimischen Wolfes durch den Menschen um 1850. Seit gut zehn Jahren breiten sich die wilden Wölfe schnell in Deutschland aus. Das aber bringt nicht nur Probleme für Viehhalter und die Akzeptanz dieser einst in ganz Mitteleuropa häufigen Raubtiere mit sich. Das Comeback kann auch zu unerwünschten Vermischungen von Wölfen mit verwilderten Haushunden führen. „Gerade zu Beginn einer solchen Wiederbesiedlung ist die Wahrscheinlichkeit, dass Wölfe sich mit Haushunden verpaaren, erhöht – schlicht aus Ermangelung einer Auswahl an Geschlechtspartnern der eigenen Art“, erklärt Carsten Nowak vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Warum Mischlinge ein Problem sein können

Zu wissen, ob und in welchem Maße solche Hybridisierungen vorkommen, ist jedoch für das Wolfsmanagement wichtig. Denn die Wolfsmischlinge können zum einen ein anderes Verhalten als Wölfe zeigen und sind beispielsweise oft weniger scheu. Zum anderen verändern die bei den Kreuzungen eingebrachten Hundegene das Erbgut des Wolfs, weil die Mischlinge weiter fruchtbar und zeugungsfähig sind. Theoretisch ist es möglich, dass sich hierdurch im Laufe der Zeit immer mehr Hundegene im Genpool des Wolfs ansammeln. „Zudem ist die gesellschaftliche Akzeptanz für wildlebende Wolf-Hund-Hybride gering. Daher werden Hybriden in der Regel aus der freien Wildbahn entnommen“, erklärt Nowak.

Doch die Hund-Wolf-Mischlinge zu erkennen, ist in freier Wildbahn alles andere als leicht. Rein äußerlich unterscheiden sich die Hybride meist kaum von ihren wilden Verwandten und auch genetisch sind sich Haushund und Wolf sehr ähnlich. Für eine Identifizierung ist bisher eine DNA-Probe guter Qualität und eine vollständige Sequenzierung des Erbguts nötig, um die Abweichungen erkennen zu können. „Für das Routine-Monitoring der Wolfspopulationen ist diese Methodik aber viel zu aufwändig“, erklären Nowak und sein Team. Sie haben daher eine Methode entwickelt, mit der sich künftig Hund-Wolf-Mischlinge leichter erkennen lassen.

Neuer Test erleichtert die Identifizierung

Für den neuen Test haben die Forscher 96 genetische Markern im Erbgut von Hund und Wolf herausgesucht, die sich typischerweise zwischen beiden unterscheiden und anhand derer man auch Hybriden identifizieren kann. Auf dieser Basis entwickelten sie ein einfaches Test-Array, das spezifische Bindungsmoleküle für diese 96 Genbausteine enthält. Durch Farbumschlag lässt sich dann ablesen, welche Marker vorhanden sind oder nicht. Zudem optimierten die Wissenschaftler das Verfahren so, dass es auch bei Proben mit nur wenig oder schlecht erhaltener DNA funktioniert. „Dabei ist die neue Methode deutlich höher auflösend als herkömmliche Verfahren und erlaubt die sichere Erkennung von Hybridisierungsereignissen auch noch nach mehreren Generationen“, erklärt Nowak.

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Dank dieser Methode lassen sich nun Hund-Wolf-Mischlinge anhand der DNA aus Kotproben, Haaren oder aus Speichelresten von gerissenen Beutetieren einfacher identifizieren. In ersten Tests erweisen sich nur 2,7 Prozent aller untersuchten Proben als ungeeignet. Eine erste Bestandsaufnahme anhand von Proben aus den deutschen Wolfsgebieten ergab zudem, dass Wölfe in Deutschland derzeit keine erhöhten Anteile von Hundegenen aufweisen. „Wir haben in unserer Studie bei den aus Deutschland stammenden Wolfsproben keine erhöhten Anteile von Hundegenen gefunden“, berichtet Nowak. „Ähnliche Befunde gibt auch in anderen Regionen Europas, in denen Hybriden konsequent entnommen werden und es zudem kaum streunende Haushunde gibt, wie in Skandinavien oder dem Alpenraum“.

Im deutschen Wolfsmonitoring wird die neue Methode inzwischen schon routinemäßig eingesetzt. Die Forschenden plädieren aber für den standardisierten Einsatz des Verfahrens in ganz Europa. „So könnten wir Gegenden identifizieren, in denen beispielsweise verwilderte Hunde stärker kontrolliert werden müssen, um eine ökologische Trennung zu den Wölfen zu gewährleisten“, sagt Erstautorin Jenni Harmoinen von der Universität Oulu in Finnland.

Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung; Fachartikel: BMC Genomics, doi: 10.1186/s12864-021-07761-5

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