Die wissenschaftliche Geschichte der Darwinfinken beginnt im Jahr 1835: Während ihrer fast fünf Jahre dauernden Fahrt erkundete die berühmte H.M.S Beagle die Galapagos-Inseln – an Bord der Begründer der Evolutionstheorie, der junge Charles Darwin. Er sammelte auf den Inseln 31 Exemplare der später nach ihm benannten Finken und erwähnt sie in seinen Berichten, in denen er ihre abgestufte Formenvielfalt mit der geografischen Isolation der unterschiedlichen Arten in Verbindung bringt.
Eine faszinierend Vogelgruppe in Gefahr
Die Darstellung, dass diese Beobachtungen allein zu seiner Evolutionstheorie geführt haben, ist allerdings nicht korrekt. Klar ist aber, dass sich bei den 14 Darwinfinken-Spezies auf den Galapagosinseln die Gesetzmäßigkeiten der Art-Entwicklung in der Tat deutlich widerspiegeln, was zu ihrem Symbol-Charakter geführt hat. Es handelt sich um sehr eng verwandte Arten, die alle von gemeinsamen Vorfahren abstammen, die es einst vom südamerikanischen Festland auf die entlegenen Inseln verschlagen hat. Dort fächerten sie sich durch spezielle Anpassungen in unterschiedliche Arten auf. Sie unterscheiden sich vor allem durch die Form und Größe ihre Schnäbel, durch ihre Lebens- und Ernährungsweisen sowie ihre Gesänge.
Doch das Überleben dieser besonderen Vogelgruppe ist in Gefahr: Seit einigen Jahren breitet sich auf den Inseln eine Fliegenart (Philornis downsi) aus, deren Maden die Finkenküken befallen. Die Fliegen legen ihre Eier in die Nester – die sich bildenden Maden kriechen dann in die Nasenlöcher der Küken und saugen dort Blut, oft mit tödlichem Ausgang. Die Darwinfinken sind an die vom südamerikanischen Festland eingeschleppten Parasiten nicht angepasst und deshalb hilflose Opfer. Einigen Arten droht sogar das Aus.
Die Maden begnügen sich auch mit Hühnerblut
Um der Fliegenplage Herr zu werden, erschien die „Sterile-Insekten-Technik“ ideal. Das Konzept: Man entlässt massenhaft gezüchtete und anschließend sterilisierte männliche Fliegen, so dass die Eier der Weibchen unbefruchtet bleiben und die Population letztlich zusammenbricht. Diese Methode hat sich bereits in einigen Fällen als ausgesprochen erfolgreich erwiesen und bringt keine anderen ökologischen Nachteile mit sich. Doch wie züchtet man massenhaft Fliegen, deren Maden an Küken Blut saugen müssen? Eine Zucht von Vögeln als Madenfutter erschien ethisch kaum vertretbar und auch nicht praktikabel. Doch wie die Forscher um Paola Lahuatte von der Charles Darwin Foundation auf der Galapagos-Insel Santa Cruz berichten, haben sie nun ein Verfahren zur möglichen Massenzucht der Fliegenlarven im Labor entwickelt.
Es ist demnach doch möglich, die Parasiten auch ohne lebende Tiere bis zur Verpuppung „fett“ zu füttern – und zwar mit Hühnerblut. Bei dem Verfahren handelt es sich um das erste effektive Konzept, mit dem man blutsaugende Vogelparasiten vom Ei bis zum erwachsenen Tier ohne Wirtstiere aufziehen kann, sagen die Forscher. Möglicherweise liegt darin generelles Potenzial beim Kampf gegen problematische Blutsauger. Konkret besteht nun allerdings Hoffnung, dass die spannende Artenvielfalt der Darwinfinken der Galapagosinseln erhalten bleibt.