Somit ist die herausgestreckte Zunge bei A. fistulata doppelt so lang wie bei den beiden verwandten Fledermausarten, womit die Fledermaus relativ zur Körperlänge alle anderen Säugetiere übertrifft. Unter den Wirbeltieren ist nur das Chamäleon besser. Diese Höchstleistung erreicht A. fistulata durch einen Trick: Die Zunge beschränkt sich nicht auf den Gaumen und den Kiefer, sondern erstreckt sich über den Hals bis in den Brustkorb. Dort ist sie von einer speziellen Gewebestruktur umgeben, der so genannten Zungenröhre.
Zu dieser langen Zunge müsse es auch eine passende Blüte geben, vermutete Muchhala. Einen solchen Zusammenhang hatte bereits Charles Darwin richtig für einen madagassischen Falter vorausgesagt. Als Muchhala die Pollen auf den Gesichtern und im Fell der drei Fledermausarten analysierte, fand er tatsächlich nur bei A. fistulata Pollen des Glockenblumengewächses Centropogon nigricans, das besonders lange Blütenröhren von acht bis neun Zentimetern hat.
Da bisher keine Pflanzen bekannt waren, deren Blüten auf bestimmte Fledermausarten angepasst sind, ist dies das erste Beispiel für eine Pflanze, die allein von einer einzigen Fledermausart bestäubt werden kann. Der Forscher vermutet, dass sich die lange Zunge und die Blütenröhre gemeinsam entwickelt haben.
Diese Entdeckung ist außerdem ein Beispiel für eine so genannte konvergente Evolution. Biologen bezeichnen damit die unabhängige Entwicklung ähnlicher Merkmale bei nicht verwandten Arten. Auch das Ameisen fressende Schuppentier steht unter dem Selektionsdruck, eine möglichst lange Zunge zu entwickeln – und besitzt wie die Fledermaus A. fistulata eine Zungenröhre.