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1500 Jahre altes Odins-Amulett aus Gold entdeckt

Geschichte|Archäologie

1500 Jahre altes Odins-Amulett aus Gold entdeckt
Die auf Lolland entdeckten Gold- und SIlberteile, darunter vorne der Brakteat (Foto: Museum Lolland-Falster)

Seltener Fund: Auf der dänischen Insel Lolland hat ein Hobby-Schatzsucher einen 1500 Jahre alten Goldschatz entdeckt. Unter den Fundstücken ist eine echte Rarität: ein Goldmedaillon, das wahrscheinlich ein Bildnis des Gottes Odin zeigt. Das Medaillon stammt aus der Zeit um 500 und bietet wertvolle Einblicke in die Glaubenswelt der Menschen Nordeuropas.

Altnordische Gold- und Silberteile

“Das ist eine wirklich aufregende Entdeckung”, sagt Marie Brinch, Kuratorin am Museum Lolland-Falster. Wie sie erklärt, handelt es sich bei dem Medaillon um einen sogenannten Brakteat. Diese dünnen Metallplättchen, einer Münze ähnlich, wurden zur Zeit der Völkerwanderung und im Mittelalter in Nordeuropa sehr häufig hergestellt und verwendet. Typischerweise zeigen diese Medaillons auf ihrer Vorderseite das Bildnis einer altnordischen Gottheit oder eine Tierfigur.

“Obwohl solche Brakteaten prinzipiell bekannt sind, ist dies ein seltener und spannender Fund”, sagt Brinch. “Im Lauf der Geschichte wurden erst drei solcher Medaillons auf Lolland gefunden, in ganz Nordeuropa sind es gerade einmal tausend.” Unter den weiteren auf Lolland entdeckten Funden sind ein goldener Anhänger, drei wahrscheinlich von einem Halsschmuck stammende Goldteile und ein goldener Ring. Auch einige Silberfragmente wurden im näheren Umkreis gefunden.

Darstellung des Gottes Odin

Besonders interessant ist laut Brinch das Motiv des neuentdeckten Brakteats: Auf dem Medaillon aus Lolland ist das Portrait eines Mannes zu sehen, das über einem Pferd schwebt. Die Forscher vermuten, dass es sich hierbei um eine Darstellung des altnordischen Gottes Odin handelt. Denn auch andere bekannte Brakteaten zeigen ähnliche Motive, und einige von ihnen tragen zusätzlich die Runeninschrift “Der Erhabene”. Dies war in der Wikingerzeit einer der Beinamen Odins.

Damit gehört das Goldmedaillon aus der Zeit um 500 zu einem der ältesten Zeugnisse des altnordischen Glaubens. “Wir vermuten, dass das Motiv auf Odin als Schamanen hinweist”, sagt Brinch. Der Schamanismus war damals eine gängige religiöse Praxis, bei der sich die Schamanen in Trance versetzen und Götter, aber auch Tiergeister zu Hilfe riefen. Vögel, Fische, Schlangen und Pferde spielten dabei als Schutzgeister eine besondere Rolle, wie die Historikerin erklärt.

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Heiler und Helfer

Die Darstellung Odins zusammen mit einem Pferd könnte aber auch noch auf etwas anderes hindeuten: “Auf den ausführlichsten Brakteat-Darstellungen sieht man, wie Odin die Hand auf die Schulter des Pferdes legt und mit seinem Fuß eines der Beine des Tieres berührt”, erklärt Brinch. Diese Haltung sei typisch für eine Heilungszeremonie, die noch bis ins Mittelalter hinein bekannt war.

Dass gerade Pferde bei solchen Zeremonien und auch auf den Brakteaten eine prominente Rolle spielen, ist kein Zufall: “In dieser Phase der Eisenzeit war das Pferd ein wichtiges und wertvolles Transportmittel”, so Brinch. Es erscheine daher schlüssig, dass die Menschen damals die Hilfe der Götter suchten, um ihr Tier vor Schaden zu bewahren. “Das sagt gleichzeitig etwas darüber aus, welche Sicht die Menschen der Eisenzeit auf die Welt und ihre Götter hatten und wie sie Magie im Alltag einsetzen.”

Vergraben aus Angst vor dem Weltuntergang?

Dass der Goldschatz aus der Zeit um 500 stammt, ist wahrscheinlich kein Zufall. “Dies ist eine Periode der dänischen Geschichte, aus der wir besonders viele Goldfunde kennen”, berichtet die Museumskuratorin. Sie und ihre Kollegen vermuten, dass sich damals eine Naturkatastrophe ereignete, die vielen Menschen Angst vor einem Ende der Welt einjagte und die sie dazu brachte, ihre Schätze zu vergraben.

“Schriftliche Aufzeichnungen aus dem Römischen Reich, Europa, dem Nahen Osten und sogar China berichten von einem Jahr, in dem die Sonne nicht schien und es Frost im Sommer gab”, sagt Brinch. “Wir wissen nicht genau, was damals geschah, aber es gibt Anzeichen dafür, dass ein heftiger Vulkanausbruch oder ein Meteoriteneinschlag Asche oder Staub in der Atmosphäre schleuderte und dadurch für längere Zeit das Sonnenlicht dimmte.”

Ob auch das jetzt auf Lolland entdeckte Gold von seinem Besitzer aus Angst vor einem Weltuntergang vergraben wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen – unwahrscheinlich ist es aber nach Ansicht von Brinch nicht. “Vielleicht hofften sie, dass ein Opfer des glänzenden Goldes dabei helfen könnte, die strahlende Sonne zurückzubringen”, mutmaßt die Forscherin.

Quelle: Museum Lolland-Falster
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