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23.000 Jahre alte „Kühltruhe“ entdeckt

Geschichte|Archäologie

23.000 Jahre alte „Kühltruhe“ entdeckt
Der freigelegte Fleischspeicher, den altsteinzeitliche Jäger- und Sammler verwendeten, um ihre Rentierbeute kühl zu lagern. (Bild: ÖAW/OREA/Einwögerer)

Großes Jagdglück – doch wohin mit dem ganzen Fleisch? Wenn bei den altsteinzeitlichen Menschen im heutigen Niederösterreich Überfluss herrschte, sorgten sie offenbar für schlechtere Zeiten vor: Sie bauten steinerne Vorratsspeicher auf dem kalten Permafrostboden. Dies geht aus dem Fund einer rund 23.000 Jahre alten Konstruktion hervor, wie sie auch heute noch Jäger des hohen Nordens zur Konservierung von Nahrung errichten.

Aus zahlreichen Funden geht bereits hervor: Hoch über dem Tal des Flusses Kamp im heutigen Niederösterreich schlugen am Ende der letzten Kaltzeit (24.500 bis 18.000 v. Chr.) wiederholt Gruppen von Jägern und Sammlern ihr Lager auf. An dem jungpaläolithischen Fundort „Kammern-Grubgraben“ führen seit 2015 Archäologen um Thomas Einwögerer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Ausgrabungen durch. Von der wiederkehrenden Nutzung des Lagerplatzes zeugen Funde von zahlreichen Tierknochen, Steinklingen oder Schmuckgegenständen.

Eine uralte Steinkonstruktion kommt ans Licht

In diesem Jahr sind die Wissenschaftler allerdings auf eine besondere Struktur gestoßen: Es handelt sich um eine komplexe Steinkonstruktion, in deren Bereich sich zahlreiche zerschlagene Rentierknochen befanden. Den Forschern zufolge liegt auf der Hand, dass es sich bei dem Fund um einen altsteinzeitlichen Fleischspeicher gehandelt hat. Denn ähnliche Konstruktionen werden auch heute noch von arktischen Jägern angelegt. Es handelt sich um einen weltweit bisher einzigartigen Fund aus der Altsteinzeit, sagen die Wissenschaftler.

Ihnen zufolge zeichnet sich ab, dass die Menschen für den Bau vor etwa 23.000 Jahren zunächst Steinplatten auf einer kleinen Erhöhung ausgelegt haben. Auf diese Plattform schichteten sie dann Fleisch und umschlossen den Stapel anschließend mit dicken Steinen. Diese Bauweise sorgte für eine ausreichende Durchlüftung des Materials und schützte die Nahrung dennoch vor Fleischfressern wie Füchsen oder Wölfen, erklären die Wissenschaftler. Zudem sorgte der kalte Untergrund für eine Art Kühltruhen-Effekt: Damals gab es sich im Bereich des Kammern-Grubgraben noch einen eiszeitlichen Permafrostboden.

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Gekühlte Vorräte für später

Konkret könnte sich den Archäologen zufolge vor 23.000 Jahren Folgendes abgespielt haben: Eine Gruppe von Jägern hatte besonders großes Jagdglück und konnte mehrere Tiere einer Herde von Rentieren erbeuten. Daraufhin errichteten sie und ihre Sippenmitgelder am Kammern-Grubgraben Unterkünfte und legten Feuerstellen an. Dort wurden die Tierfelle dann gesäubert und getrocknet. Um das große Fleischangebot längerfristig nutzen zu können, errichtete die Gruppe zudem den Fleischspeicher an einer trockenen Stelle des Lagers. Anschließend zog die Gemeinschaft weiter. Einige Zeit später kehrte sie dann zum Kammern-Grubgraben zurück, errichtete erneut ein Lager und konnte bei Bedarf die „Kühltruhe“ öffnen.

Der Fund ermöglicht nun wertvolle Einblicke in das Leben und das vorausschauende Denken der damaligen Menschen, sagen die Archäologen: „Wir erfahren nun mehr über die Jagdmethoden der Menschen und den Umgang mit den vorhandenen Ressourcen“, sagt Einwögerer. „Ausgeklügelte Bauwerke mit großen Mengen an herantransportierten Baumaterialien wie Steinen zu errichten, um Fleisch länger geschützt lagern zu können, erforderte für die Jäger und Sammler einen hohen Arbeits- und Zeitaufwand. Offenbar war dieser Siedlungsplatz sehr gut organisiert“, sagt der Archäologe abschließend.

Quelle: Österreichische Akademie der Wissenschaften

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