Was assoziieren Sie spontan bei dem Wort „Inka”? Etwa „Gold”? Sie brauchen sich nicht ertappt zu fühlen. Zu viele Abenteuerschinken hat man in der Jugend verschlungen, um nicht diese Verbindung zu ziehen – atemberaubende Geschichten um Francisco Pizarro, der 1532 mit einer Handvoll Spanier ein indianisches Großreich eroberte, den Herrscher Atahualpa gefangen nahm und ein brusthoch gefülltes Zimmer voller Gold von dem Todgeweihten erpresste.
Gold, Städte, Straßen und Festungen der Inka haben seither die Fantasie der Europäer beschäftigt. Und der Eindruck entstand, was in den vergangenen Jahrzehnten an Funden und Erkenntnissen in Peru ans Licht gekommen ist, sei „alles Inka”. Diesem Vorurteil rückt Michael Zick mit einem glänzend geschriebenen und eindrucksvoll bebilderten Buch zu Leibe.
Der engagierte Journalist, jahrezehntelang Archäologie-Redakteur bei bild der wissenschaft, hat auf ausgedehnten Reisen durch Peru viele Forscher und Grabungsplätze besucht. Er zeichnet das Bild einer Großregion Alt-Peru, die – nach dem aktuellen Stand der Ausgrabungen – auf eine 5000-jährige Geschichte zurückblickt. Zick entführt die Leser zum ältesten Kultbau ganz Amerikas in Sechin Bajo, zur ältesten Stadt des Doppelkontinents namens Caral, zu den beklemmenden Steinreliefs von Cerro Sechin und zu vielen weiteren archäologischen Sensationen – von den trockenen Küstenwüsten über die wolkenverhangenen Anden bis in den Regenwald Amazoniens. Kein zweites Peru-Buch bietet diese Vollständigkeit und Konsistenz. Ach ja, auch Aufstieg und Fall des Inka-Reiches behandelt der Autor. Eine kurze Episode – das Imperium hat gerade mal 98 Jahre existiert. Thorwald Ewe
Michael Zick DIE RÄTSELHAFTEN VORFAHREN DER INKA Theiss, Stuttgart 2011 160 S. mit 130 Abb., € 34,90 ISBN 978–3–8062–2329–3