Es ist gar nicht so einfach, nach Russland einzureisen. Das erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DAMALS-Leserreise in Kaliningrad. Die russische Exklave an der Ostsee ist an diesem Tag das Ziel. Und das ehemals ostpreußische Königsberg heißt Touristen prinzipiell willkommen. Nur müssen sie sich einige Mühe geben, dahin zu gelangen. Denn Kaliningrad hat – ebenso wie Russland selbst – mit dem Schengen-Abkommen nichts zu tun. Und daher beginnt nach einer bereits ernsthaften Musterung der Pässe bei der Ausreise aus Polen ein kleines Abenteuer. Selbstverständlich hatten die Reisenden bereits vor Wochen schriftliche Angaben für ein Visum machen und ein PDF des Fotos aus dem Reisepass übermitteln müssen. Für die Einreise selbst ist zudem ein weiteres Passfoto mitzubringen, das schließlich in die ausgefüllten Visa geklebt wird. Aber soweit ist es noch nicht. Auto für Auto, Bus für Bus kriecht der Verkehr von Polen aus in Richtung Grenze der Exklave – Gott sei Dank ist an diesem Tag nicht allzu viel los. Bodenschwellen, Schlagbäume. Männer und Frauen in Grenzer-Uniform verrichten sorgfältig und respektheischend ihren Dienst. An der Grenzstation werden die Pässe eingesammelt, alle müssen beim Foto aufgeklappt sein. Zehn Minuten später werden die Pässe zurückgebracht. Dann erhalten die Reisenden die ausgefüllten Visa-Anträge ausgehändigt, die sie signieren und mit dem aktuellen Datum versehen müssen. Und dann haben alle im Gänsemarsch zur Passkontrolle anzutreten. Hinter getönten Scheiben kontrollieren die Grenzer penibel von allen Seiten die Ausweisdokumente – und nehmen ebenso genau deren Besitzer in Augenschein. Wenn alles in Ordnung ist, wird für jeden einzeln ein kleiner Schlagbaum geöffnet. Und da war noch die Sache mit dem Extra-Passfoto. Weil insgesamt vier Reisende der Gruppe aus verschiedenen Gründen das gewünschte Foto nicht dabei hatten, mussten sie am Tag zuvor in Polen noch schnell eins anfertigen lassen. „Kein Problem“, sagte der wissenschaftliche Reiseleiter Janusz Tycner. Und er weiß aus Erfahrung auch, wie es die russischen Grenzbeamten haben wollen: Lächeln – wie in vielen anderen Ländern auch – ist natürlich verboten; Blick: direkt in die Kamera; Brillen: nicht erwünscht. So müssen die Brillenträger, immerhin drei von vier zu Fotografierenden, blind ins Objektiv starren und erkennen sich später auf den fertigen Bildern kaum wieder. Kleiner Trost: Der polnische Fotoladen arbeitete schnell und billig.
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