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Altes High-Tech-Messing aus Indien

Geschichte|Archäologie

Altes High-Tech-Messing aus Indien
Die indischen Hersteller von Messing im 17. Jahrhundert waren ihren europäischen Kollegen um zwei Jahrhunderte voraus. Das hat der amerikanische Materialwissenschaftler Brian Newbury bei Analysen so genannter Astrolabien herausgefunden. Diese oft kunstvoll verzierten Konstruktionen aus der Kupfer-Zink-Legierung Messing wurden als Rechenscheiben für astronomische Berechnungen oder in der Landvermessung verwendet. Bei der Herstellung des Messings verwendeten die indischen Meister dabei Techniken, wie sie in Europa erst im 19. Jahrhundert zum Einsatz kamen.

Für seine Analyse untersuchte Newbury 40 Astrolabien aus der heute zu Pakistan gehörenden Stadt Lahore. Der Wissenschaftler verwendete dazu verschiedene auf dem Einsatz von Röntgenlicht basierende Techniken, darunter die Bestrahlung mit extrem intensiver Strahlung aus einem Teilchenbeschleuniger. So konnte Newbury Rückschlüsse auf die innere Struktur der Scheiben ziehen, ohne Proben aus den wertvollen antiken Kunstwerken nehmen zu müssen.

Das für die Scheiben verwendete Messing besteht zu 39 bis 45 Prozent aus Zink, ergab die Auswertung. Solche hohen Zinkanteile können jedoch nur erreicht werden, wenn die beide Messingbestandteile Kupfer und Zink zunächst getrennt hergestellt und dann verschmolzen werden. Diese Technik setzte sich in Europa erst im 19. Jahrhundert durch, doch offenbar beherrschten die Kunsthandwerker in Lahore das Verfahren bereits zweihundert Jahre zuvor. Der besondere Vorteil der Technik ist, dass das Verhältnis der beiden Metalle in der Legierung genau festgelegt werden kann. Damit lassen sich die Eigenschaften des Materials sehr gezielt beeinflussen.

Anders war dies bei der damals in Europa gebräuchlich Art der Messingherstellung, der so genannten Zementation. Bei diesem bereits von den Römern angewendeten Verfahren wird Zinkerz mit Kupfer und Holzkohle in einem Schmelztiegel erhitzt. Dabei wird die Holzkohle verbrannt, und das Zinkerz verwandelt sich in metallisches Zink, das sich mit dem Kupfer zu einer Legierung verbindet. Auf diesem Weg konnten jedoch nur Zinkanteile von lediglich 32 Prozent erreicht werden.

Mitteilung der Lehigh-Universität, Bethlehem (USA)

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