Vor zehntausend Jahren war der Anteil an Linkshändern in der europäischen Bevölkerung vermutlich genauso groß wie heute. Das ergaben Auswertungen von Höhlenmalereien und Versuche mit Studenten, über die französische Forscher im Fachmagazin „Proceedings B: Biology Letters“ der britischen Königlichen Gesellschaft berichten ( Online-Vorabveröffentlichung).
Aus Spanien und Frankreich sind mehr als 500 Negativabbildungen von Händen in Höhlen bekannt, die vor 10.000 bis 30.000 Jahren entstanden sind. Ihre Schöpfer legten eine ihrer Hände auf die Wand und bliesen mithilfe eines Rohres Farbpigmente über Felsen, Finger und Handrücken. Senkten sie anschließend den Arm, blieben die Umrisse ihrer Hand sichtbar. Jedes vierte bis fünfte Mal legten die Höhlenmaler dazu die rechte Hand auf den Felsen und führten das komplizierte Auftragen der Farbe mit ihrer stärkeren linken Hand aus.
Die Anthropologen Charlotte Faurie und Michael Raymond aus Montpellier ließen eine Reihe von Studenten mit der gleichen Technik Negativabbildungen ihrer Hände anfertigen. Auch bei den Versuchen machte jeder vierte bis fünfte Proband eine Negativabbildung von seiner rechten Hand.
Der Anteil der rechten Hände lässt sich zwar nicht direkt auf den Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung übertragen. Doch wie oft die rechte Hand für die Abbildung gewählt wird, hängt eng damit zusammen, schreiben die Forscher. Da die Studenten in den Versuchen und die Höhlenmaler genauso oft die linke Hand nahmen, schließen Faurie und Raymond, dass sich der Anteil von Linkshändern in der Bevölkerung in Europa seit vielen tausend Jahren nicht verändert hat.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek