Die Sassaniden gruben während ihrer Belagerung Tunnel, um die schwer befestigten Mauern der Stadt zum Einsturz zu bringen, schildert der Archäologe. Um das Vorhaben der Angreifer zu vereiteln, gruben die Römer sogenannte Gegentunnel. Diese waren auf die Tunnel der Angreifer gerichtet und sollten den Römern den Angriff auf die unterirdisch vordringenden Sassaniden ermöglichen. Der Plan der Römer schlug allerdings fehl und rund 20 römische Soldaten fanden in dem Gegentunnel den Tod. „Um 20 Soldaten in einem Raum von weniger als zwei Metern Höhe und rund elf Metern Länge zu töten, hätten die Sassaniden übermenschliche Kampfkraft benötigt“, erklärt James. Für wahrscheinlicher hält er daher den Einsatz einer besonderen Waffe: Im römischen Tunnel fanden Archäologen während früherer Grabungen Spuren von Bitumen und Schwefelkristallen. Mit diesen Grundstoffen ist es möglich, dichte Wolken von giftigen Gasen zu produzieren.
„Der Gebrauch von Raucherzeugern in Belagerungstunneln ist schon in klassischen Texten erwähnt“, schildert James. Auch die Sassaniden könnten diese Taktik daher bereits gekannt haben. Trotz des Giftgas-Einsatzes gelang es den Angreifern allerdings nicht, die Stadtmauer mit Tunneln zum Einsturz zu bringen. Besiegt wurden die römischen Verteidiger aber dennoch. Die eroberte und geplünderte Stadt geriet daraufhin in Vergessenheit und wurde erst in den 1920er-Jahren wiederentdeckt.