Die alten Ägypter haben offenbar schon lange vor der Entstehung der Ersten Dynastie im 4. Jahrtausend vor Chr. die ersten Bauten errichtet und das erste Bier gebraut. Dies haben Archäologen der Universität Krakau und der Posener Prähistorischen Gesellschaft (Poznanskie Towarzystwo Prehistoryczne) im Laufe mehrerer Ausgrabungen in Tell el-Farcha herausgefunden, wie das polnische Wissenschaftsmagazin „Nauka i Przyszlosc“ berichtet.
Im Verlauf von drei Grabungsexpeditionen entdeckten die Archäologen in Tell el-Farcha zahlreiche Mauerüberreste aus Schlammziegeln. Die jüngsten dieser Überreste stammen aus dem Beginn der IV. Dynastie (um 2670-2500 v. Chr.), die ältesten gehören zu den Anfängen der Negade-Kultur im Nildelta (3200-3100 v. Chr.). In diese Zeit ist auch ein im vorigen Jahr entdeckter monumentaler Ziegelbau der Negade-Kultur einzuordnen, der der größte der bisher bekannten Bauten jener Zeit in ganz Ägypten ist.
Die Entdeckung von Überresten eines Bauwerks aus Holz und Schilfrohr, das mit Schlamm beworfen war und etwa 3500-3300 v. Chr. entstanden ist, könnte die These widerlegen, dass es vor der Negade-Kultur gar keine festen Behausungen gegeben habe.
Doch die alten Ägypter haben vor der Ersten Dynastie nicht nur schon in hausähnlichen Bauten gewohnt, sie haben auch schon dem Bier zugesprochen. Aus der Zeit von 3.300-3.200 v. Chr. stammen die Überreste einer Bierbrauerei, die die polnischen Archäologen entdeckt haben. Es handelt sich dabei um die älteste Bierproduktionsanlage im Nildelta, vielleicht sogar der ganzen Welt.
Die vier Hektar umfassende Grabungsstätte Tell el-Farcha, die 120 Kilometer nordöstlich von Kairo liegt, gilt als eine der wichtigsten Stätten für die Erforschung der Prozesse, die schließlich zum ersten Staatswesen in Ägypten und zur Entwicklung der Pharaonen-Kultur geführt haben.
Doris Marszk