Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) strahlt am 31. August die TV-Dokumentation „Rätsel Römerschlacht“ aus, in der es um die Entdeckung des römischen Schlachtfeldes am Harzhorn bei Kalefeld in Niedersachsen geht. Der Nachweis eines Gefechts zwischen Römern und Germanen im 3. Jahrhundert mitten im freien Germanien glich 2008 einer wissenschaftlichen Sensation. Bis dahin galt es als sicher, dass die Römer nach der verlorenen Varusschlacht im Jahr 9 nie wieder so tief nach Germanien eindrangen.
Als Folge ihrer katastrophalen Niederlage hätten die Römer ihre Eroberungspläne aufgegeben, ihre Reichsgrenze entlang des Rheins festgelegt und sie ausgebaut. So stand es bisher in den Geschichtsbüchern. Nach der Entdeckung des Schlachtfeldes am Harzhorn und der Datierung auf das Jahr 235 mussten sie neu geschrieben werden.
Nach dem ersten Zufallsfund einer römischen Hipposandale, eines Hufschutzes für Pferde, entwickelte die Untersuchung des Fundortes eine Eigendynamik und wuchs zu einer großangelegten Ausgrabungskampagne an. Dabei kam immer mehr zum Vorschein: Am Ende waren es zirka 2.000 Relikte – hauptsächlich Schuhnägel, Pfeilspitzen und Katapultgeschosse. Die Menge der Funde erlaubt es den Archäologen, die Schlacht am Harzhorn bis ins Detail zu rekonstruieren. Was die Forscher aufdecken, zeigt der Dokumentarfilm anhand authentisch nachgestellter Szenen.
Die TV-Dokumentation folgt den Archäologen dabei, wie sie anhand der Funde die Geschehnisse vor fast 1.800 Jahren Schritt für Schritt nachvollziehen. Dabei gibt der Film einen Eindruck von der Arbeitsweise der Wissenschaftler. Er macht deutlich, welche Fragen die gefundenen Überreste aufwerfen und wie die Archäologen systematisch vorgehen, um die Antworten zu finden.
Oft hilft erst eine genauere Betrachtung des Fundkontextes. Aufschlussreich sind also nicht nur die Funde an sich, sondern auch der Fundort, die Lage der Relikte oder ihre Häufung und Anordnung an einem Ort beziehungsweise ihre Entfernung zueinander. Die Rekonstruktion verlangt den Wissenschaftlern geradezu detektivischen Spürsinn ab. Mittels verlorener Beschlagnägel aus dem Schuhwerk der römischen Soldaten lassen sich etwa die Truppenbewegungen nachvollziehen. Die Zahl der gefundenen Geschosse zeigt die Heftigkeit der Schlacht. Die Verteilung der Projektile lässt Rückschlüsse zu auf die Positionen der Angreifer und der Verteidiger. Letztendlich gelingt es den Archäologen aus dem „Tatort“ der Schlacht deren Ablauf und sogar ihren Ausgang herauszulesen.
Hier gewährt der Film interessante Einblicke in die modernen archäologischen Methoden. Zum Beispiel zeigt er, wie die Forscher neueste GPS-Technik zum Vermessen und zur Dokumentation der Ausgrabungsstätten nutzen oder anhand der C14-Methode das Alter von Fundstücken und somit den Zeitpunkt der Schlacht bestimmen. Deutlich wird aber auch, wie mühsam und langwierig die archäologische Arbeit sein kann und welche akribische Detailarbeit dahintersteckt.
„Rätsel Römerschlacht“ wird am 31. August im Programm des NDR gesendet. Kurz darauf, am 1. September, erscheint die Dokumentation auch auf DVD.