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Auf dem Boden geblieben

Geschichte|Archäologie

Auf dem Boden geblieben
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Schimpansen können ihre Fußgelenke bis zu 45 Grad weit abknicken - im Gegensatz zu den Vormenschen, die es nur auf etwa zwanzig Grad brachten. Dadurch sind Affen ausgezeichnete Kletterer, während unsere Vorfahren wohl lieber auf dem Boden blieben.
Die Vorfahren des Menschen waren schlechte Baumkletterer und dürften daher bereits weitgehend am Boden gelebt haben. Das vermutet der US-Wissenschaftler Jeremy DeSilva von der Universität von Michigan in Ann Arbor nach einer Analyse fossiler Schienbeinknochen und Sprungbeine von Vormenschen, die vor 1,53 bis 4,12 Millionen Jahren gelebt hatten. Der Anthropologe verglich die Beweglichkeit der Fußgelenke dieser Vormenschen mit der heute lebender Schimpansen und schloss daraus, dass diese frühen Vorfahren des Menschen sich kaum lange auf Bäumen aufgehalten haben könnten ? oder sie kletterten völlig anders als Schimpansen.

Ob die Vorfahren des Menschen gute Kletterer waren und viel Zeit in Bäumen verbrachten oder ob sie sich nur im Notfall ins schützende Geäst flüchteten, darüber spekulieren Wissenschaftler schon seit langem. Sicher ist, dass sie bereits vor über vier Millionen Jahren auf zwei Beinen durch die Savanne strichen, wie Knochenfunde belegen.

DeSilva analysierte in seiner Studie nun fossile Knochen von frühen Vorfahren und Verwandten des modernen Menschen wie dem Australopithecus und dem Homo erectus und schloss aus der Anatomie auf deren Beweglichkeit: Diese Zweibeiner konnten ihre Fußgelenke ähnlich wie heutige Menschen lediglich in einem Winkel von bis zu zwanzig Grad nach oben knicken. Bei Schimpansen maß der Forscher hingegen Knickwinkel von bis zu 45 Grad ? eine Gelenkigkeit, die die Affen beim Erklettern von Bäumen häufig nutzen: Die Tiere halten sich dabei mit den Armen am Stamm fest, setzen ihre ganzen Fußsohlen auf den Stamm und können so deren gesamte Reibungsfläche nutzen, um sich nach oben abzudrücken.

Schon den frühen Menschen mit ihren wesentlich unbeweglicheren Fußgelenken dürfte eine solche Klettertechnik unmöglich gewesen sein, erklärt DeSilva. Der Forscher vermutet daher, dass sie entweder gar nicht mehr auf Bäume kletterten oder bereits andere Klettertechniken entwickelt hatten.

Der letzte gemeinsame Vorfahre von Menschen und Schimpansen lebte vor rund vier bis acht Millionen Jahren, schätzen Wissenschaftler. Er ähnelte in seiner Lebensweise und seiner Bewegungsfähigkeit heutigen Schimpansen.

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Jeremy DeSilva (Universität von Michigan, Ann Arbor) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.0900270106 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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