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Blick auf die Geschichte rund um die „Pille“

Geschichte|Archäologie

Blick auf die Geschichte rund um die „Pille“
Die "Pille" ist nun Gegenstand historischer Forschung. (hidesy/iStock)

Historiker der Universität Jena und Magdeburg haben sich der Erforschung der Kulturgeschichte der Verhütung gewidmet. Ihr Fokus lag dabei auf dem Zeitalter der „Pille”: Sie haben Informationen und Geschichten zusammengetragen, die beleuchten, wie Menschen in verschiedenen Teilen der Welt und unterschiedlichen Kulturen mit dieser neuartigen Form der Geburtenkontrolle umgingen.

Die Wurzeln des Themas scheinen so alt wie die Menschheit selbst zu sein: Es war vorallem immer das Problem der Frauen, der Schicksalhaftigkeit von Schwangerschaften und Geburten zu entgehen. Das Ziel war dabei letztlich: Zeugung und Geburt von Kindern auf den Fall zu beschränken, in dem das Kind erwünscht ist und aufgezogen werden kann. Die historischen Methoden der Verhütung waren jedoch immer dem Risiko des Scheiterns verknüpft: Dubiose Kräutertränke und viele Verhütungspraktiken waren problematisch und wenig verässlich. Mit der Erfindung der chemischen Kontrazeptiva, der Pille, änderte sich dies.

Der Historiker Lutz Niethammer von der Universität Jena hat sich gemeinsam mit seiner Kollegin Silke Satjukow von der Universität Magdeburg unter anderem mit dem Aspekt befasst, wie sich die Geschlechterbeziehungen und die Geburtenplanung im Zeitalter der Pille verändert haben. Sie haben dazu Arbeiten anderer Historikern sowie von Wissenschaftlern anderer Disziplinen aus der Kultur- und Sozialwissenschaft zusammengetragen und in einer Publikation mit dem Titel „Wenn die Chemie stimmt …Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der Pille” veröffentlicht.

Kulturgeschichte der Fertilität

„Es sind Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Fertilität”, sagt Silke Satjukow. Die Historiker beschreiben die Entwicklungen in den 1960er Jahren in den einstigen sozialistischen Ostblockstaaten, den USA und in der Bundesrepublik sowie in der DDR. Aber auch Argentinien, Brasilien, Südafrika, die Türkei und China rücken in den Fokus. Die Forscher blicken zudem auch tiefer in die Geschichte: Sie beschäftigen sich mit der spannende und wechselvollen Geschichte der Geburtenkontrolle in frühen islamischen Ländern. Die Nachforschungen der Historiker dokumentieren zudem, wie die Kulturgeschichte der Fertilität zahlreiche Sonderwege einschlug. Beispielsweise ersetzte in der Sowjetunion und im heutigen Russland der Schwangerschaftsabbruch faktisch legal die Verhütung.

„Wunschkindpille” statt „Antibaby-Pille”

Sonderwege prägen besonders auch die Geschichte der Pille: In der DDR wurde die „Antibaby-Pille” als „Wunschkindpille” staatlich propagiert und gefördert. Das Präparat sollte es ermöglichen, Berufstätigkeit und Mutterschaft besser zu vereinbaren. Mit diesem Thema haben sich die Historiker Annette Leo und Christian König in einem Forschungsprojekt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena genauer befasst. Sie befragten dazu Frauen verschiedener Generationen über ihre Erfahrungen mit der Pille und forschten in Archiven. Ihre Ergebnisse haben sie in der Publikation „Die Wunschkindpille. Weibliche Erfahrung und staatliche Geburtenpolitik in der DDR” veröffentlicht.

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Wie sie berichten, begann die offiziielle Geschichte der „Wunschkindpille” im Jahr 1965 in Jena: Der Volkseigene Betrieb „Jenapharm” brachte das neue Verhütungsmittel unter dem Namen „Ovosiston” auf den Markt. Vorausgegangen sei dem ein Spionagefall, schreiben die beiden Autoren: Die Stasi ließ die Pillen-Rezeptur offenbar bei der westdeutschen Konkurrenz klauen.

Die Veröffentlichungen „Wenn die Chemie stimmt … Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der Pille” und „Die Wunschkindpille. Weibliche Erfahrung und staatliche Geburtenpolitik in der DDR”, sind nun im Wallstein Verlag erschienen, berichtet die Univerität Jena.

Quelle: Universität Jena
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