Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Brachten Vulkane das Ptolemäer-Reich zu Fall?

Geschichte|Archäologie

Brachten Vulkane das Ptolemäer-Reich zu Fall?
Das Reich der Ptolemäer in Ägypten endete mit Kleopatra – waren Vulkanausbrüche mitschuld daran? (Foto: urf/iStock)

Die Ptolemäer brachten das antike Ägypten zu einer letzten Blüte. Doch ihre Herrschaft wurde häufig durch Aufstände und verlorene Kriege geschwächt. Eine überraschende Ursache dafür könnten nun Forscher aufgedeckt haben: Vulkanausbrüche veränderten damals immer wieder das Klima und schwächten die jährlichen Nilfluten ab. Die Folge waren Missernten, die soziale Unruhen nach sich zogen.

Alexanders Erben – und der Nil

Die Herrschaft der griechisch-makedonisch-stämmigen Ptolemäer über Ägypten begann mit dem Tod Alexanders des Großen. Um 305 v. Chr. übernahmen seine Nachfolger die Herrschaft im Reich am Nil und machten Alexandria zu ihrer Hauptstadt. „Das Ptolemäische Reich besaß mit Alexandria eine der größten Städte im gesamten Mittelmeerraum, berühmt wegen seiner Bibliothek und dem Leuchtturm“, erklären Joseph Manning von der Yale University und seine Kollegen. „Die Stadt war damals ein Zentrum der Innovation und beherbergte so große Geister wie Euklid und Archimedes.“

Doch all die Pracht und Gelehrsamkeit Ägyptens ruhte auf tönernen Füßen: Die gesamte Nahrungsversorgung des Landes war direkt abhängig vom Nil und seinen sommerlichen Überschwemmungen. Erst sie brachten fruchtbaren Schlamm auf die Felder und lieferten genügend Wasser für den Pflanzenanbau. Blieb die Nilflut aus oder das Wasser stieg nur wenig, drohten der Bevölkerung Ägyptens Missernten und Hunger. So weit so bekannt.

Vulkangase schwächten die Nilfluten

Doch Joseph Manning von der Yale University und seine Kollegen haben nun einen bisher unbeachteten Akteur in diesem historischen Geschehen aufgedeckt: Vulkanausbrüche. Wenn bei Eruptionen auf der Nordhalbkugel oder in den Tropen große Mengen Schwefelgase ausgestoßen werden, verursacht dies nicht nur eine Abkühlung des Klimas, auch Niederschläge und Luftströmungen verändern sich.

Genau dies könnte auch während des Reichs der Ptolemäer zu Problemen geführt haben. Manning und seine Kollegen verglichen historische Aufzeichnungen aus Ägypten mit geologischen Hinweisen auf Vulkanausbrüche der letzten 2500 Jahre und stießen auf einen auffallenden Zusammenhang: Immer dann, wenn eine große Eruption stattfand, fiel die sommerliche Nilflut besonders schwach aus. Ein Klimamodell enthüllte den Grund dafür: Die Vulkangase schwächten den ostafrikanischen Monsun, wodurch es in den Quellgebieten der Nilzuflüsse weniger regnete. Als Folge stiegen auch die Pegel des Nils in Ägypten in diesem Jahr und meist auch im folgenden weniger stark an als normal.

Anzeige

Mehr Aufstände in Eruptionsjahren

Was aber bedeutet dies für das Reich der Ptolemäer? Das zeigte der Vergleich historischer Ereignisse mit den Zeiten niedriger Nilfluten. So fielen die 20 Jahre andauernden Aufstände von Theben ab dem Jahr 207 v. Chr. in eine Zeit, in der gleich mehrere große Vulkanausbrüche den Monsun und damit die Nilfluten schwächten. „Wir beobachteten eine klare Zunahme der Revolten in den Eruptionsjahren“, berichten die Forscher.

Und auch die berühmte Kleopatra, die letzte Königin der Ägypter, könnte die Fernwirkungen der Vulkanausbrüche zu spüren bekommen haben: Nach heftigen Eruptionen in den Jahren 46 und 44 v. Chr. vielen die Nil-Überschwemmungen fast komplett aus. Kleopatra linderte die Not der Menschen zwar vorübergehend, indem sie Getreide aus den königlichen Kornkammern verteilen ließ. Doch das reichte nicht, um die Ernteausfälle auszugleichen. Als Folge brach wenig später eine Revolte aus.

Erzwungener Rückzug von Feldzügen

Die Klimawirkung der Vulkane könnte sogar die Feldzüge der Ptolemäer beeinträchtigt haben. „Die historischen Daten enthüllen eine signifikante zeitliche Übereinstimmung zwischen dem Abbruch von Kriegszügen und Eruptionsjahren“, berichten die Forscher. Häufig mussten die ägyptischen Herrscher und Feldherren ihre Kriegszüge abbrechen, weil in der Heimat Aufstände ausgebrochen waren.

So rückte Ptolemäus III. während des dritten syrischen Kriegs im Jahr 245 v. Chr. zwar bis nach Babylon vor – musste dann aber wegen innerer Unruhen nach Ägypten zurückkehren. Auch der Krieg von Antonius und Kleopatra gegen Octavian wurde durch Aufstände in Alexandria behindert. Die ägyptische Bevölkerung revoltierte dabei nicht nur gegen die „Fremdherrschaft“ durch die griechisch-stämmigen Ptolemäer, sondern auch gegen die erdrückende Steuerlast, die in Jahren mit Missernten nicht mehr zu bewältigen war.

„Das durch Vulkanausbrüche geförderte Ausbleiben der Nilfluten könnte ein bisher kaum beachteter Katalysator für diese Revolten gegen die Herrschaft der Ptolemäer gewesen sein“, konstatieren Manning und seine Kollegen. Sie betonen aber auch, dass natürlich die Nilfluten nicht der einzige Faktor waren, die die ägyptische Gesellschaft prägten und beeinflussten.

Quelle: Yale University, Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-017-00957-y
Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Am|men|zeu|gung  〈f. 20; unz.; Bot.〉 regelmäßiger Wechsel zwischen einer geschlechtl. u. einer ungeschlechtl. Generation

Pan|kre|a|tin  auch:  Pank|re|a|tin  〈n.; –s; unz.; Med.〉 Enzympräparat aus der Bauchspeicheldrüse … mehr

Fo|to|ele|ment  〈n. 11〉 oV Photoelement 1 Halbleiterbauelement, dessen elektrischer Widerstand von der einwirkenden Helligkeit abhängig ist … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige