Die französische Schriftstellerin George Sand (1804–1876) schrieb Bestseller über das Scheitern der Liebe und den Kampf der Frauen um Anerkennung. Im wirklichen Leben kämpfte sie für eine sozialistische Republik.
Aurore Dupin, wie sie eigentlich hieß, hatte unter ihrem Künstlernamen seit den 1830er Jahren eine Reihe von gesellschaftskritischen Romanen veröffentlicht, die sie bald sehr bekannt machten. Passend zu ihrem Pseudonym, trat sie öffentlich in Männerkleidern auf. Sie umgab sich mit einem Kreis von Schriftstellern und Künstlern, darunter Heinrich Heine und der Maler Eugène Delacroix, und auch Ihre zahlreichen Liebhaber hatten klingende Namen, zum Beispiel Frédéric Chopin.
Als im Februar 1848 eine vom enttäuschten Bürgertum, aber auch von unzufriedenen Arbeitern getragene Revolution den sogenannten Bürgerkönig Louis-Philippe von Orléans vom Thron fegte, war sie Feuer und Flamme für die nun ausgerufene Republik. Endlich schien die Zeit gekommen, die bestehende Klassenordnung zu überwinden und im Land für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Aber schon wenige Monate darauf wendete sich das Blatt: Bei den nach allgemeinem Wahlrecht ausgetragenen Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung im April unterlag die Linke – Konservative und gemäßigt Liberale gaben den Ton an. Dagegen erhob sich die Pariser Arbeiterschaft, zumal die gerade angelaufenen Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung ersatzlos gestrichen wurden. Der Juniaufstand wurde von der Nationalgarde blutig niedergeschlagen. Damit zerschlugen sich auch die sozialistischen Hoffnungen George Sands.
Der seit Dezember 1848 von Louis-Napoléon Bonaparte als Staatspräsident geführten Regierung stand Sand von Anfang an skeptisch gegenüber. Und als der Neffe Kaiser Napoleons I. sich 1851 durch einen Putsch als Napoleon III. zum Monarchen aufschwang, sah sie ihre Befürchtungen bestätigt. Ihre politischen Ziele waren gescheitert, und auch als Schriftstellerin musste sie sich neu orientieren.
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