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Das fremde Abendland

Alte Synagoge Erfurt

Das fremde Abendland

Der Titel enthält ein Fragezeichen. „Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute“ ist die neue Sonderausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe im Museum beim Markt überschrieben, in deren Mittelpunkt die Beschäftigung mit dem Phänomen des so genannten „Okzidentalismus“, der Rezeption der westlichen Kultur im Orient, steht. In Abgrenzung zum viel beachteten „Orientalismus“ wagt die Ausstellung erstmals den umgekehrten Blick. Sie betrachtet die weniger bekannte Auseinandersetzung des fernen Ostens mit dem Westen.

Dafür macht die Ausstellung einen Zeitraum lebendig, der etwa um 1800 beginnt und in der Gegenwart endet. In diesen vergangenen zwei Jahrhunderten erreichte die Neugier des Orients am Westen eine neue Dimension: Hatte der Orient noch im Mittelalter kein ernsthaftes Interesse an der als „barbarisch“ geltenden europäischen Kultur, wandelte sich diese Einstellung im 18., spätestens im 19. Jahrhundert grundlegend mit der Etablierung des kapitalistischen Weltmarktes. Für die europäischen Nationen begann nun ein Wettlauf um Territorien und Einflusszonen, um Absatzmärkte und Rohstoffe im Orient. Für die orientalischen Länder wurden westliches Denken, gesellschaftliche Normen, Kunst und Literatur erstmals in großem Umfang spür- und erlebbar. Und: Der Orient machte sich seinerseits daran, den Westen zu entdecken, indem Gesandte, Gelehrte oder Geistliche Reisen nach Europa unternahmen. Sie knüpften diplomatische Beziehungen und wirtschaftliche Kontakte oder lernten politische sowie soziale Strukturen kennen, stets im Hinblick auf notwendige Reformen im eigenen Land.

Von Anfang an bewegte sich diese Auseinandersetzung zwischen Faszination und Abstoßung. Westliche Bräuche, Errungenschaften und Denkweisen wurden reflektiert und teilweise übernommen, Mode(n) nachgeahmt und den eigenen Sitten einverleibt. Aber auch Ablehnung und Verweigerung prägten den Prozess. Besonders deutlich zeigt sich dieses Wechselspiel in den Bereichen der Schrift, der Fotografie, der Bild- und Textilkunst sowie der Ikonografie. Mit rund 280 Exponaten macht die Ausstellung den Blick des Orients auf den Westen sinnlich spürbar und vermittelt die Grundlagen für diese historische Konstellation. Arrangiert sind die Exponate aus Deutschland und der Schweiz, aus dem Iran, aus Tunesien, Syrien und Palästina sowie aus dem Gebiet des ehemaligen Osmanischen Reiches in vier thematischen Abteilungen: „Begegnung“, „Kennenlernen“, „Identifikation mit dem Anderen“ und „Leben wie im Westen“, – wobei sich vor allem zwei Schwerpunkte herauskristallisieren:

Zum einen die Bilderwelten, bei denen die Darstellungen realer und mythischer Herrscher, Heiligenbilder des sunnitischen und schiitischen Islam, Frauen- und Genrebilder und die Schilderung von Sehnsuchtsorten eine große Rolle spielen. Der Komplex schließt hochwertige Ölgemälde ebenso ein wie gewöhnliche Plakatkunst und beruht, neben Leihgaben aus Museen, Bibliotheken und von Privatpersonen, größtenteils auf Feldforschungen. Zum anderen die Alltagswelten, die anhand ausgewählter kunsthandwerklicher Erzeugnisse und gewöhnlicher Souvenirartikel die Übernahme europäischer Formen, Motive und Techniken in die orientalische Kunst ebenso zeigen wie ihre Rezeption in der islamischen Welt.

Die Ausstellung, kuratiert von Dr. Schoole Mostafawy und Jakob Möller M.A., wird von einem umfangreichen museumspädagogischen Programm für alle Gene-rationen begleitet.

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Der Katalog zur Ausstellung ist im Stuttgarter Verlag Belser erschienen, Hardcover mit Schutzumschlag, 200 Seiten, 305 Abbildungen, und kostet 29,95 € (ISBN 978-3-7630-2581-7).

Quelle: Badisches Landesmuseum
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Ge|stalt|psy|cho|lo|gie  〈f. 19; unz.〉 Richtung der Psychologie, die die einzelnen Elemente der Wahrnehmung, die Denk–, Willens–, Gefühlsvorgänge, die in Beziehung zueinander stehen, als Ganzheit betrachtet

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