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DAS SAGENHAFTE GOLDLAND PUNT

Geschichte|Archäologie

DAS SAGENHAFTE GOLDLAND PUNT
Keiner weiß genau, wo es lag – Punt, das ferne Reich exotischer Schätze. Doch Haare von Pavianmumien haben Archäologen jetzt auf eine heiße Spur gebracht.

Ein quadratischer Hocker, ein Häschen über einer Wasserlinie, ein Laib Brot über Dünen von Wüstensand. Diese kleine Bilderfolge sagt uns heute gar nichts. Für einen alten Ägypter jedoch bedeutete sie abenteuerliche Reisen und unermesslichen Reichtum. Denn die Hieroglyphen „Pwnt“ – gesprochen Punt – standen für den Namen eines sagenhaften Goldlandes. Es galt als so mystisch, dass die Ägypter ihm auch den Namen „Ta netjer“ gaben – „Land der Götter“. Doch Punt existierte wirklich. Von der 5. Dynastie im 25. Jahrhundert v.Chr. bis zur Regierungszeit Ramses III. (1183 bis 1152 v.Chr.) in der 20. Dynastie entsandten die Pharaonen Ägyptens immer wieder Handelsexpeditionen dorthin. Nicht alle kamen zurück. Aber diejenigen, die den Weg zurück an den Nil fanden, brachten so atemberaubende Schätze mit, dass die Herrscher an den Wänden ihrer Grabkammern und Tempel für die Ewigkeit davon berichteten.

Nur: Wo lag das Goldland? Überliefert sind zwar die Listen aller möglichen Reichtümer – aber keine Wegbeschreibung, keine Landkarte, nicht ein einziger Hinweis auf die genaue geographische Lage. Irgendwann während des Neuen Reiches (ab 1550 v.Chr.) ging das Wissen um den Weg dorthin verloren, und Punt verschwand im Reich der Legenden. Die Suche nach dem Land der Götter ist ein Puzzlespiel, an dem sich Forscher bis heute versuchen – neuerdings mit achtbarem Erfolg.

Seit knapp zehn Jahren ist klar, dass man Punt nur mit dem Schiff erreichen konnte. Das erste schriftliche Zeugnis einer Expedition dorthin stammt aus der Regierungszeit von Sahure, dem zweiten Pharao der 5. Dynastie (2496 bis 2483 v.Chr.). Auf dem sogenannten Palermo-Stein – einer Königsliste für die Pharaonen der ersten Dynas-tien – ist vermerkt, dass im letzten Regierungsjahr dieses Herrschers Handelsgüter aus Punt am Nil eintrafen. 8000 Einheiten des duftenden Baumharzes Myrrhe habe der Pharao empfangen, ferner Elektron, eine Legierung aus Gold und Silber. 2002 und 2003 entdeckten Archäologen des ägyptischen Supreme Council of Antiquities in Abusir eine bebilderte Beschreibung dieses Ereignisses.

Hunde, Esel Und Exotische Gewächse

Auf einem Relief sind vier bauchige Schiffe zu sehen, die mit exotischen Waren beladen vor dem König einlaufen. An Bord befinden sich Hunde, Esel – und Bäume. „Antjw“ nennt der erklärende Text die Gewächse: Myrrhe-Bäume. Sie gedeihen am Horn von Afrika, etwa dort, wo heute die Staaten Somalia und Äthiopien liegen. Sahure versuchte, das harzreiche Balsambaumgewächs am Nil einzubürgern. Ein anderer Teil des Reliefs zeigt, wie der Pharao höchstpersönlich die neu erworbenen Bäume im Garten seines Palastes pflegt.

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Auch Djedkare, achter Pharao der 5. Dynastie (etwa 2405 bis 2367 v.Chr.), bezog Güter aus Punt. Noch rund 100 Jahre nach seinem Tod wird in einem Grab aus der 6. Dynastie erwähnt, dass Djedkare von einem seiner Schatzmeister einen Zwerg von dort geschenkt bekam. Und ebenfalls in der 6. Dynastie tauchen die Schiffe in den Inschriften wieder auf. Der Adlige Pepi Nakht listet unter den großen Taten seines Lebens in seiner Grabkammer in Elephantine auf, dass er ein Schiff bauen ließ – für Reisen nach Punt. So mutmaßten die Ägyptologen seit Jahrzehnten: Das Land muss am Roten Meer oder am Indischen Ozean gelegen haben – irgendwo zwischen dem heutigen Eritrea, Jemen, Äthiopien, Somalia oder vielleicht sogar Mosambik.

Die Grenze zwischen Realität und Mythos ist unscharf. Ein altägyptisches Märchen aus der Zeit der 12. Dynastie erwähnt Punt – aber nicht als realen Ort. In der „Geschichte des Schiffbrüchigen“ berichtet ein Offizier von einem Seemann, dessen Schiff bei einem Sturm zerschmettert wurde. Eine Welle spülte ihn ans Ufer einer einsamen Insel mit unermesslichen Reichtümern. Herrscher über diese Schätze war eine Riesenschlange aus Gold, mit Augenbrauen aus tiefblauem Lapislazuli. Die Schlange war sehr freundlich und versprach dem Schiffbrüchigen eine sichere Heimkehr. Doch als dieser ihr für die Gastfreundschaft Geschenke darbringen wollte, lachte das riesige Reptil ihn aus: Es habe doch schon alles – schließlich sei es der Herrscher von Punt.

EIN Loch IM HÜGEL

Aus der 12. Dynastie stammt jedoch auch ein archäologischer Fund, der den Ausgräbern Punt ganz nahe bringt. Kurz vor Weihnachten 2004 arbeiteten die Archäologin Kathryn Bard von der amerikanischen Boston University und ihr italienischer Kollege Rodolfo Fattovich von der Universität Neapel l’Orientale im Wüstensand des Wadi Gawasis, das bei der Hafenstadt Mersa Gawasis ins Rote Meer mündet. Plötzlich tat sich an der Flanke eines Hügels ein kleines Loch auf. „Ich streckte meine Hand hinein“, berichtet Bard, „es war der Eingang zu einer Höhle.“ An den folgenden Tagen kam das Grabungsteam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gut beschützt vom Wüstensand hatten in mehreren Höhlen fast 4000 Jahre lang die Reste einer Flotte überdauert. Die Forscher fanden intakte Schiffsplanken und Ruder. „Einer der bewegendsten Funde waren die Taue“, erinnert sich die Archäologin. Die lagen noch sorgsam aufgerollt am Boden – gesichert mit Knoten, die ein ägyptischer Seemann vor vier Jahrtausenden geschlagen hatte. Unter einem Sandhaufen entdeckten die Ausgräber die Reste von 21 Holzkisten, zum Teil von Termiten angefressen. Alle waren leer. Aber auf einer Kiste stand noch zu lesen, was sie einst enthielt: „Wundervolle Dinge aus Punt“.

Seit sie aus dem sagenhaften Goldland zurückgekehrt waren, hatte niemand mehr diese Schiffe berührt. Das Team von Bard und Fattovich hatte den Hafen gefunden, von dem aus die Schiffe nach Punt aufgebrochen und zu dem sie zurückgekehrt waren. Doch wer hatte den Auftrag erteilt? An wen hatten die Seeleute die „ wundervollen Dinge“ geliefert? Die Antwort darauf lag ebenfalls im Wüstensand. Am Eingang einer zweiten Höhle fanden die Ausgräber mehrere Kalksteinblöcke, etwa in der Größe heutiger Grabsteine. Die meisten waren unbeschriftet. Auf einem aber war deutlich der Name eines Pharaos eingeritzt: Amenemhat III. Der König, so stand darauf zu lesen, habe seine Beamten auf zwei Expeditionen nach Punt und Bia-Punt geschickt. Die Vorsilbe „Bia“ bedeutet „klein“. „Leider wissen wir ebenso wenig, wo Bia-Punt liegt, wie wir die genaue Lage von Punt kennen“, muss Bard zugeben. Amenem-hat III. war wohl nicht der einzige Pharao, der das Wadi Gawasis als Ausgangshafen für Punt-Expeditionen nutzte. Keramikscherben in den Höhlen deuten darauf hin, dass sie mindestens vom Beginn des Mittleren Reiches (ab 2046 v.Chr.) bis in das frühe Neue Reich aufgesucht wurden.

Verräterische Würmer

Deutliche Indizien an den Schiffsplanken, die auf ihre Reisen hindeuten, sind die zahlreichen Löcher von sogenannten Schiffsbohrwürmern. Diese Muschelart lebt ausschließlich im Salzwasser – die Schiffe hatten also tatsächlich eine lange Seereise hinter sich. Entsprechend reparaturbedürftig kamen sie zurück. „Jetzt haben wir sogar den Platz entdeckt, an dem die Holzplanken bearbeitet wurden“, berichtete Bard unmittelbar nach ihrer Rückkehr von der Grabungskampagne im Januar 2011.

Der logistische Aufwand für eine Expedition nach Punt war enorm. Die Reise muss den alten Ägyptern in etwa so exotisch vorgekommen sein wie den Menschen heute ein Flug zum Mond. Es begann mit der schwierigen Beschaffung von Bauholz für die Schiffe. Der unfruchtbare Boden Ägyptens lieferte kein Holz, das dafür geeignet gewesen wäre. Also schafften die Schiffbaumeister Zedern aus dem Libanon an den Nil. Die Werften lagen wahrscheinlich in Koptos am Ostufer des Flusses. Koptos diente den Karawanen als Sammelplatz für die Überquerung der Wüste zum Roten Meer und wurde so schon früh zu einem wichtigen Handelsplatz. Doch wie kamen die Schiffe über diesen 175 Kilometer breiten Wüstenstreifen? „Sie wurden wieder auseinandergebaut und auf Esel verladen“, erklärt Bard. Kamele kannten die Ägypter damals noch nicht. Zehn Tage brauchten die Lasttiere, um die Wüste zu durchqueren. Es dürfte ein gewaltiger Zug gewesen sein: Nicht nur die Schiffe mussten auf die andere Seite der Wüste, sondern auch die gesamten Mannschaften – plus Proviant und Wasser.

Ziel der Karawane war das Wadi Gawasis. Das Tal lag damals an einer Lagune mit direktem Meerzugang. Auf Satellitenaufnahmen sind noch die Relikte von Dockanlagen am Ufer zu erkennen. Jetzt begann die eigentliche Arbeit: Die Schiffe mussten wieder zusammengesetzt werden. Dabei halfen den Baumeistern Zahlen oder farbige Markierungen an den einzelnen Schiffsteilen. Diese Arbeiten fanden auf genau dem Bauplatz statt, den Bards Team in diesem Winter gefunden hat. Dann endlich konnte es losgehen nach Punt. Kam eine Expedition erfolgreich zurück, war der Heimweg doppelt beschwerlich. Denn jetzt galt es nicht nur, die Schiffe wieder an den Nil zu schaffen – sondern auch all jene „ wundervollen Dinge“ aus Punt.

Über 200 Mann STACHEN IN SEE

Was war in den Kisten, die Bards Team in den Höhlen des Wadi Gawasis fand? Die wohl ausführlichste Beschreibung der Schätze aus dem sagenhaften Goldland hat die Pharaonin Hatschepsut auf den Wänden ihres Totentempels in Theben verewigen lassen. Eine ganze Halle des Tempelkomplexes ist der Expedition nach Punt gewidmet, auf die die Herrscherin im neunten Jahr ihrer Regierungszeit (etwa 1479 bis 1458 v.Chr.) ihren Schatzmeister Nehesi schickte. Auf den Tempelwänden sind Schiffe des Typs zu sehen, deren Reste Bard im Wadi Gawasis entdeckte – und deren Besatzung. Die bestand pro Schiff aus 30 Ruderern, 15 auf jeder Seite, sowie vier Männern für die Takelage, zwei Steuermännern, einem Navigator, einem Aufseher für die Ruderer und einem Kapitän. Hinzu kamen Soldaten. Insgesamt drängten sich auf den fünf an den Tempelwänden dargestellten Schiffen mehr als 200 Männer.

Die nächste Szene zeigt eine der wenigen ägyptischen Landschaftsmalereien: das idyllische Punt. Inzwischen sind die Bilder sehr verblasst. Doch Howard Carter, der spätere Ausgräber des Tutanchamun-Grabes, hatte die damals noch farbenprächtigen Hütten für seinen Auftraggeber und Lehrer Henri Édouard Naville abgezeichnet. Demnach wohnten die Menschen in Punt – anders als die Ägypter in ihren ebenerdigen eckigen Lehmhäusern – in runden Hütten, die auf Stelzen standen. In die Behausungen gelangte man nur über Leitern. Darunter wachten weiße Hunde über die Wohnstätten. Unmittelbar neben den Häusern begann ein dichter Bewuchs von Dattelpalmen und Platanen. In deren Schatten weidet auf dem Bild eine Kuh, und ein Vo-gel fliegt vorbei. Seine charakteristischen Schwanzfedern verraten ihn als tropischen Nektarvogel. Außerdem tummeln sich dort Affen, Leoparden, ein Nilpferd und Giraffen.

In der nächsten Szene trifft der Betrachter die königliche Familie von Punt. Inschriften erläutern, dass es sich dabei um Parihu und seine Frau Ati handelt sowie um die zwei Söhne und die Tochter des Paares. In seiner Kleidung unterscheidet sich Parihu nicht wesentlich von den Ägyptern. Auch er ist in eine Art Lendenschurz gekleidet, der bis zu den Knien reicht. Sein Kinn schmückt ein am Ende nach oben gebogener Bart. Am Nil durften lediglich die Götter und die verstorbenen Pharaonen ihren Bart auf diese Art tragen. Parihus Frau Ati ist reich geschmückt. An Hand- und Fußgelenken trägt sie Ringe, um den Hals eine Kette und um den Kopf ein Stirnband. Doch weder der Schmuck noch ihr gelbes Kleid können von der grotesken Hässlichkeit der Herrscherin ablenken. Dicke Fettwülste hängen an ihren Armen und Beinen. Der Rücken biegt sich zu einem krankhaften Hohlkreuz, ihr unförmiges Hinterteil ist dadurch weit herausgestreckt. Die Tochter des Paares ist offensichtlich noch jung – doch auch bei ihr zeigen sich erste Anzeichen von Fettleibigkeit und verkrümmter Wirbelsäule, während ihre Brüder schlank und aufrecht nebeneinander her schreiten.

EIN ENTSCHEIDENDER HINWEIS

Dann sieht der Besucher des Tempels, was die Seeleute für die Rückreise auf die Schiffe verladen. Einige tragen junge Myrrhe-Bäume mit Erdballen um die Wurzeln an Bord. Einheimische bringen weitere Schätze herbei: Elfenbein, Amphoren mit Goldstaub, eine lebendige Giraffe. Auch Paviane sind unter den Tieren, die Nehesi seiner Herrscherin aus Punt mitbringt. Und hier liegt ein weiterer Schlüssel für die Suche nach dem sagenhaften Goldland. Denn Paviane waren am Nil nicht beheimatet. Wohl aber waren sie als exotische Haus- und Tempeltiere beliebt, die von ihren Besitzern nach dem Tod sorgfältig für die Ewigkeit einbalsamiert wurden.

Das British Museum in London beherbergt drei dieser Pavianmumien. Das brachte ein Team von Anthropologen um Nathaniel Dominy an der University of California Santa Cruz auf die Idee, sich die mit harzgetränkten Binden umwickelten Tiere genauer anzuschauen. Da Paviane weder am Nil lebten, noch erfolgreich dort gezüchtet wurden, ist es wahrscheinlich, dass die Affen von anderswo nach Ägypten kamen. Warum nicht aus Punt?

Jedes Lebewesen nimmt mit dem Trinkwasser eine – für die betreffende Region – charakteristische Kombination von Sauerstoff-Isotopen auf. Isotope sind Atome ein und desselben chemischen Elements von unterschiedlicher Masse, da sie im Kern zwar gleich viele Protonen, aber verschieden viele Neutronen enthalten. Sauerstoff-Isotope lagern sich im gesamten Körper ab: in den Zähnen, den Knochen, dem Fell. Über ihre Analyse lässt sich bestimmen, wo ein Tier aufgewachsen ist – vorausgesetzt, es lebt noch nicht zu lange an einem neuen Ort. Das British Museum stellte Nathaniel Dominy Haare von zwei Pavianmumien zur Verfügung, einer aus dem Tal der Könige und einer aus dem Tempel des Chons in der Ruinenstadt Theben. Beide sind etwa 3000 Jahre alt. Als Vergleich diente den Wissenschaftlern das Fell heute lebender Paviane aus Eritrea, Somalia, Äthiopien, Jemen und Mosambik.

Das Tier aus Theben hatte vor seinem Tod bereits zu lange am Nil gelebt: Das Isotopenverhältnis in seinem Fell verriet nichts mehr über seine Herkunft. Doch der Pavian aus dem Tal der Könige muss kurz nach seiner Ankunft in Ägypten gestorben sein. Die Zusammensetzung seiner Sauerstoff-Isotope glich – im wahrsten Sinn des Wortes – haargenau jener der Vergleichstiere aus Eritrea und dem östlichen Äthiopien.

DIE KINDERSTUBE DER PAVIANE

Nun macht ein Affe noch kein Goldland. Doch die nächsten Untersuchungen stehen schon an. Dominy arbeitet derzeit an Knochenproben der Paviane, die noch verlässlichere Aussagen ermöglichen als das sich relativ schnell erneuernde Haarkleid. Eine Strontium-Isotopenanalyse könnte weitere Klarheit über den Herkunftsort bringen. Anders als beim Sauerstoff nehmen Lebewesen Strontium über eingeatmete Bodenpartikel und über die Nahrung auf. Strontium ist ein chemischer Verwandter des Kalziums und wird an seiner Stelle in wachsende Zähne und Knochen eingelagert. Eine Messung der Strontium-Isotopen könnte beweisen, wo die mumifizierten Paviane ihre Kindheit zugebracht haben – und damit, wo genau Punt lag.

Nicht immer waren die Beziehungen zwischen Ägypten und Punt so friedlich und freundschaftlich wie zu Zeiten Hatschepsuts und Parihus, wie Forscher 2003 entdeckten: Im Grab des Sobeknakht (etwa 1575 bis 1550 v.Chr.) in Theben fanden sie 22 Zeilen Hieroglyphen. Der Text erzählt ein Kapitel der ägyptischen Geschichte, das Chronisten anderswo im Nilland wohl verschwiegen haben: Die Eroberung Ägyptens durch das Land Kusch schon während der späten 17. Dynastie, nur rund 100 Jahre bevor Hatschepsut am Nil regierte. Kusch, auch als Nubien bekannt, liegt im Süden Ägyptens, im heutigen Nordsudan. Die Inschrift im Grab des Sobeknakht bezeichnet die Kämpfe im Zuge der Invasion aus dem Süden als „die schwersten seit der Zeit der Götter“. Und sie nennt auch den damals wichtigsten Alliierten der Kuschiten: Punt. Das Land der Götter hatte die Zähne gezeigt. ■

ANGELIKA FRANZ hat kurz im Nebenfach Ägyptologie studiert, ist dann aber doch der klassischen Archäologie treu geblieben.

von Angelika Franz

WO lag das Sehnsuchtsland?

Am Horn von Afrika, wo es heute sehr trocken ist, könnte vor 4000 Jahren das Reich Punt floriert haben. Aber vielleicht lag es auch auf der jemenitischen Seite des Roten Meeres. Neue Erkenntnisse weisen allerdings nach Eritrea und Ost-Äthiopien.

KOMPAKT

· Am Roten Meer fanden Archäologen den Hafen, von dem aus einst die Punt-Expeditionen starteten.

· Eigens für die Fahrten nach Punt wurden Schiffe gebaut und durch die Wüste transportiert.

· Aus dem geheimnisvollen Südland kamen exotische Waren, die es am Nil nicht gab, etwa Myrrhe und Paviane.

REICHE UND DYNASTIEN AM NIL

Vorgeschichte vor 4000 v.Chr.

Prädynastische Zeit 4000 bis 3032 v.Chr.

Frühdynastische Zeit 1. bis 2. Dynastie 3032 bis 2707 v.Chr.

Altes Reich 3. bis 6. Dynastie 2707 bis 2216 v.Chr.

Erste Zwischenzeit 7. bis 11. Dynastie 2216 bis 2046 v.Chr.

Mittleres Reich 11. bis 12. Dynastie 2046 bis 1794 v.Chr.

Zweite Zwischenzeit 13. bis 17. Dynastie 1794 bis 1550 v.Chr.

Neues Reich 18. bis 20. Dynastie 1550 bis 1070 v.Chr.

Dritte Zwischenzeit 21. bis 25. Dynastie 1070 bis 664 v.Chr.

Spätzeit 26. bis 30. Dynastie 664 bis 332 v.Chr.

griechisch-römische Zeit 332 v.Chr. bis 395 n.Chr.

Die Chronologie des Alten Ägyptens ist sehr lückenhaft und teils widersprüchlich überliefert, deshalb gibt es verschiedene Versionen der Zeitleiste. Diese ist mit Daten des Ägyptologen Jürgen von Beckerath entstanden.

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