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Dem Geheimnis Enthaupteter auf der Spur

Geschichte|Archäologie

Dem Geheimnis Enthaupteter auf der Spur
Überreste eines der in der Antike in York bestatteten Enthaupteten. (Credit: York Archaeological Trust)

Eine genetische Studie hat Licht in die Identität mysteriöser enthaupteter Männer gebracht, die in der Römerzeit in der heutigen Stadt York begraben worden waren. Die Untersuchung von sieben der insgesamt etwa 80 Skelette ergab: Sechs Männer kamen aus Britannien, einer jedoch interessanterweise aus dem Nahen Osten. Dieses Ergebnis passt zu der bisherigen Vermutung, es könnte sich um Gladiatoren gehandelt haben. Es könnten allerdings auch Soldaten gewesen sein.

Seit ihrem Fund vor rund zehn Jahren geben sie Archäologen und Historikern Rätsel auf: Die etwa 1800 Jahre alten Skelette, die aus einem römischen Friedhof in Driffield Terrace in York stammen, weisen seltsame Merkmale auf: Sie stammen von für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich großen und kräftigen Männern unter 45 Jahren, die offenbar zum Zeitpunkt ihres Todes enthauptet worden waren. Die Schädel wurden den Körpern beim Begräbnis auf die Brust oder an die Füße gelegt. Dennoch wurden viele der Männer offenbar ehrenvoll begraben, wovon Beigaben zeugen. Bisherige Untersuchungen zeigten zudem, dass sie im Laufe ihres Lebens Verletzungen erlitten hatten. Darunter waren auch Bissspuren von großen Tieren. All diese Merkmale führten letztlich zu der Vermutung, es habe sich um Gladiatoren gehandelt.

Um mehr über die Identität der Männer zu erfahren, hat nun ein Forscherteam Erbgutanalysen von sieben der Skelette durchgeführt. Sie verglichen die Ergebnisse mit bekannten genetischen Daten heute lebender Menschen sowie mit genetischen Informationen aus den Überresten einer bronzezeitlichen Britin sowie eines Mannes aus der späteren angelsächsischen Ära. Zusätzlich führten die Forscher an den Überresten Isotopenanalysen durch, die Rückschlüsse auf die Ernährungsweise von Menschen ermöglichen und damit wo sie gelebt haben.

Einer kam aus dem Nahen Osten

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis: Sechs der Männer wiesen genetische Ähnlichkeiten zu heutigen Menschen aus Wales auf und zu einer bronzezeitlichen Britin. Vermutlich stammten sie demzufolge aus Britannien. Allerdings lieferten die Isotopenanlysen Hinweise darauf, dass einige auch Zeit in anderen Teilen des römischen Reiches verbracht haben könnten. Einer der untersuchten Männer unterschied sich allerdings von allen anderen deutlich, berichten die Forscher. Sein Erbgut legt nahe, dass er vom anderen Ende des Römischen Reiches stammte: aus Syrien oder Palästina.

Den Forschern zufolge ähneln die demographischen Ergebnisse denen aus Funden einer Begräbnisstätte des römischen Ephesus, bei der man von einem Gladiatorenfriedhof ausgeht. Es sei auch ein militärischer Kontext möglich, sagen die Wissenschaftler. Dazu passen die Größen der Männer: Die Römische Armee hatte Regeln für bestimmte Mindestgrößen bei der Rekrutierung von Soldaten. Bei beiden Versionen bleibt allerdings unklar, warum die Köpfe vom Körper abgetrennt worden waren.

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„Wer auch immer die rätselhaften kopflosen Männer waren, unser Ergebnis belegt, dass der kosmopolitische Charakter des römischen Reiches bis in seinen nördlichsten Teil reichte“, sagt Matthew Collins von der Universität York. „Es handelt sich um einen genomischen Nachweis der weitreichenden Mobilität in den ersten Jahrhunderten nach Christus“, resümiert Collins.

Quelle: University of York
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