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Der Geschichte des Truthuhns auf der Spur

Geschichte|Archäologie

Der Geschichte des Truthuhns auf der Spur
Eine markante Erscheinung: der Truthahn. (Foto: Zwilling330/iStock)

Forscher haben Einblicke in die ungewöhnliche Domestikationsgeschichte der Truthühner gewonnen: Sie konnten frühe Spuren dieser Mensch-Tier Beziehung im alten Mexiko dokumentieren. Die Studienergebnisse legen nahe, dass die Truthühner gar nicht primär wegen ihres Fleisches geschätzt wurden, sondern symbolische Bedeutung bei Ritualen der Maya und Azteken besaßen.

Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher um Aurelie Manin von der University of York die Überreste von 55 Truthühnern untersucht, die im Zeitrahmen von 300 bis 1500 n. Chr. gelebt haben. Die Funde stammen von unterschiedlichen Orten aus Zentralmexiko bis ins Gebiet von Nord-Costa Rica. Es handelte sich also um das einstige Einflussgebiet der Kulturen der Azteken beziehungsweise der Maya.

Durch Erbgutvergleiche konnten die Forscher zunächst bestätigen, dass unsere heutigen Haustruthühner von mexikanischen Vorfahren abstammen. Im Rahmen ihrer Untersuchungen analysierten die Forscher auch die Kohlenstoffisotopenverhältnisse in den Überresten der Truthühner. Anhand bestimmter Muster waren Rückschlüsse auf die Ernährung der Tiere möglich. Wie das Team berichtet, zeichnete sich ab, dass die Vögel im Lauf der Zeit immer mehr von Menschen angebaute Produkte wie Mais gefressen haben. Diese Ernährungsweise gipfelte in den Jahrhunderten vor der spanischen Eroberung, was drauf hindeutet, dass die Tiere gegen Ende der präkolumbianischen Ära intensiv gehalten wurden.

Wie die Forscher betonen, ging die allmähliche Intensivierung der Haltung allerdings nicht mit dem Anstieg der Bevölkerungsgröße in dieser Zeit einher, wie man es erwarten würde, wenn die Vögel der Ernährung gedient hätten. Auch weitere Hinweise deuten darauf hin, dass die Truthühner nicht in erster Linie Nahrung darstellten, sondern eher rituelle Zwecke erfüllten. „Truthahnknochen sind in Resten von Hausmüll selten zu finden“, sagt Manin. „Die archäologischen Beweise deuten hingegen darauf hin, dass Fleisch von Hirschen und Kaninchen eine beliebte Speisen der Menschen in den präkolumbischen Gesellschaften waren. Truthähne wurden vermutlich eher wegen ihrer zunehmend wichtigen symbolischen und kulturellen Rolle gehalten“, so Manin.

Weniger Braten – eher Symboltier

Wie sie berichtet, stammen auch die meisten Überreste, die das Team untersucht hat aus Tempeln und Gräbern. „Vielleicht erfüllten die Vögel die Rolle als Begleiter für das Leben nach dem Tod“, sagt Manin. Ihr zufolge passt diese Interpretation zu Abbildungen aus der Zeit, auf denen Truthähne als Götter dargestellt sind und als Symbole im Kalender erscheinen. Die Tatsache, dass einige der Truthahnknochen außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Art entdeckt wurden, deutet zudem darauf hin, dass es einen lebhaften Handel mit den lebenden Vögeln entlang der einstigen Handelsrouten in Mesoamerika gegeben hat.

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Den Forschern zufolge, gibt es bei der Truthuhn-Geschichte noch einen weiteren rätselhaften Aspekt: Einige der Überreste, die die Forscher analysiert haben, stammten von einem Cousin des gewöhnlichen Truthuhns – dem Pfauentruthuhn. Die Kohlenstoffisotopenverhältnisse in den Überresten dieser Tiere belegen, dass diese Art nie gefüttert – also niemals domestiziert wurde. Das erscheint überraschend, da das Pfauentruthuhn ein vergleichsweise prächtigeres Gefieder besitzt. „Warum zwei biologisch sehr ähnliche Arten, die in derselben Gegend lebten, so unterschiedlich behandelt wurden, bleibt ein Rätsel“, sagt Co-Autorin Camilla Speller von der Universität York abschließend.

Quelle: University of York
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